Oviedo oder asturisch Uviéu ist die Hauptstadt der Autonomen Gemeinschaft Fürstentum Asturien. Die Bewohner werden Ovetenser genannt. Oviedo ist meist der Ausgangspunkt für den Camino Primitivo. Die Stadt liegt sehr verkehrsgünstig, da sie gut per Flugzeug über den Flughafen Oviedo erreichbar ist. Außerdem verfügt Oviedo über einen Bahnhof der Breitspur der RENFE von Leon nach Gijon. Zudem gibt es zahlreiche Busverbindungen entlang der Küste.
Geschichte
Gründung und Entwicklung im Mittelalter
Oviedo wurde 761 unweit der alten Römersiedlung Lucus Asturum von zwei Mönchen auf einem Hügel namens Oveto gegründet, wo sie eine Kirche zu Ehren des hl. Vinzenz erbauten. Im gleichen Jahrhundert war Asturien zum einzigen Hort des Widerstands gegen die maurische Invasion der Iberischen Halbinsel (711) geworden, was nach der Schlacht von Cavadonga (722) zur Gründung des Königreichs Asturien durch Pelayo führte, der von den Asturen zum Anführer gewählt worden war (718) (s. dazu auch das Kapitel „Die Reconquista in Spanien“).
Alfons II.war von 791 bis zu seinem Tod 842 König von Asturien. Wegen seines mönchischen Lebensstils erhielt er den Beinamen „Der Keuche“ (El Casto). Nachdem vorher Cangas de Onís und Pavia davor die Hauptstadt Asturiens waren, machte er Oviedo zu seiner Residenz und somit zur ersten christlichen Hauptstadt auf der Iberischen Halbinsel. Der Ort lag ideal mitten in dem nach Westen gewachsenen Reich.
Alfons befestigte die junge Hauptstadt und leitete eine bemerkenswerte Bautätigkeit zur Vergrößerung und Verschönerung des Hofes ein. Außerdem beauftragte er den Bau einige Infrastruktureinrichtungen u.a. eines Aquädukts, von dem heute noch drei Bögen zu sehen sind. Diese Arbeit wurde später von seinen Nachfahren fortgeführt und schenkte der Stadt mehrere religiöse und zivile Bauten der asturianischen Präromanik (s. das Kapitel Austurische vorromanische Architektur).
Während seiner Regierungszeit wurde 812 in Santiago de Compostela ein Grab entdeckt, das man Jakobus dem Älteren zuschrieb. Der König selbst wanderte als Pilger von Oviedo nach Santiago und begründete somit den Ruhm Santiago de Compostela als Wallfahrtsort. So wurde Oviedo somit der Ausgangsort des ursprünglichen Pilgerweges. Dieser Jakobsweg war zwar später eher ein „Nebenweg“, sorgte aber für eine wirtschaftliche Belebung der Stadt während des gesamten Mittelalters.
Zweimal in seiner Geschichte wurde Oviedo schwer zerstört: im Jahr 1521 durch eine Brandkatastrophe sowie 1934 bei Bergarbeiteraufständen und während des Spanischen Bürgerkrieges.
Bergbauernaufstände 1934
Nach den Parlamentswahlen von 1933 hatten die rechten Parteien an Gewicht gewonnen und wurden 1934 in die Regierung mit aufgenommen. Der Führer der Rechtsaußenpartei CEDA bekannte sich offen zu den Ideen Hitlers und Musolinis. Mit dem Argument (bzw. Vorwand), dem aufkommenden Faschismus Einhalt zu gebieten, riefen im Oktober 1934 die an der Einheitsfront (span.: Alianza Obrera) beteiligten sozialistischen Organisationen zu einem landesweiten revolutionären Generalstreik auf. Der Generalstreik scheiterte in fast allen Provinzen in kürzester Zeit. Allein in Asturien war der Streik zunächst erfolgreich. Der Aufstand begann am 4. Oktober. Am 5.Oktober zogen die bewaffneten Bergbauern nach Oviedo. So wurde die Stadt zum Mittelpunkt des Aufstandes. Die sprengten am 11. Oktober die Cámara Santa. Die Cámara Santa (Heilige Kammer) gehört zu einem Gebäudekomplex, der die Kathedrale San Savador umgibt. Monatelange Kämpfe, Belagerungen und Beschießung zeichneten das Bild der Stadt. Der Aufstand wurde von dem damals noch republiktreue Franco mit Härte und Brutalität durchgeführt unterstützt durch die spanische Fremdenlegion aus Marokko. Für ihn war der Aufstand von Agenten Moskaus vorbereitet worden. Hugh Thomas, einem britischen Historiker, zufolge starben etwa 2.000 Menschen während des Aufstands: 230–260 Soldaten, 33 Priester, 1.500 Bergleute fielen im Kampf und 200 starben während der folgenden Repression. Spanienweit wurden etwa 30.000 Menschen inhaftiert. Die Grausamkeiten, die während und nach dem Aufstand stattfanden, warfen einen Schatten der Brutalität voraus, die zwei Jahre später im Spanischen Bürgerkrieg zum Vorschein kam.
Spanischer Bürgerkrieg
Die Belagerung von Oviedo fand vom 19. Juli 1936 bis 16. Oktober 1936 statt. Die Stadtgarnison unter dem Befehl von Oberst Antonia Aranda Mata erhob sich gegen die Zweite Spanische Republik und hielt der Belagerung der Regierungstruppen bis zum Eintreffen der nationalistischen Truppen stand. Durch einen geschickten Schachzug hatte General Aranda die republikanische Regierung davon überzeugt, dass er loyal zur Regierung stünde. Das überzeugte die Regierung, am 17. Juni 1936, 4.000 Minenarbeiter aus Oviedo abzuziehen, um sie im aufkommenden Konflikt in anderen Teilen Asturiens und Spaniens einzusetzen. So konnte Aranda, nachdem sich Truppen der Falange, Guardia Civil und Guardia de Asalto ihm anschlossen, die Kontrolle über die Stadt übernehmen.
Die Belagerer bestanden aus Miliztruppen der Fuente Popular (Volksfront) und verbündeten Anarchisten.
Bis zum 3. September kam es zu wenig Kämpfen. Am 4. September kam die Stadt jedoch unter schweres Artilleriefeuer sowie ein Bombardement von 1.500 Fliegerbomben, so dass die Gas-, Strom- und Telefonversorgung unterbrochen wurden. Vier Tage später versuchten die Angreifer mit Hilfe einer gepanzerten Dampfwalze, einen Außenposten der Verteidiger einzunehmen. Die Verteidiger setzten auf Sandsäcke gehobene Artilleriegeschütze als Fliegerabwehrgeschütze ein und wehrten in einem 12-stündigen Gefecht den Angriff ab. Der schwere Artilleriebeschuss tötete viele Zivilisten und viele starben auf Grund des Wassermangels und der dadurch entstehenden sanitären Missstände. Im Laufe des Septembers brach in der Stadt Typhus aus. Der Beschuss hatte jedoch den gegenteiligen Effekt, so dass sich etliche Einwohner den Verteidigern anschlossen.
Am 4. Oktober begann die Volksfront mit einem Generalangriff auf die Stadt. Aranda blieben noch 500 Männer und er zog sich mit diesen ins Stadtzentrum zurück, um einen letzten Kampf zu liefern. Die Milizen der Volksfront hatten bis dahin ca. 5.000 Männer verloren und auch ihnen ging die Munition aus. Das weitere Vordringen in der Stadt gestaltete sich immer schwieriger, da jedes Haus bis aufs letzte verteidigt wurde. Am 16. Oktober trafen die nationalistischen Truppen aus Galicien ein. Die Milizen der Volksfront sahen sich gezwungen, die Belagerung aufzugeben und sich auf ihre Positionen, die sie zu Beginn der Belagerung hatten, zurückzuziehen. Im Jahr 1937 war dann der krieg im Norden Spaniens mit dem Sieg Francos beendet.
Diese beiden Kriege führten natürlich zu einer verheerenden Zerstörung von Oviedo. Die Restaurierung und der Wiederaufbau der erhaltenen Baudenkmäler, darunter einer der großen Stadterweiterungszonen der späten Gründerzeit, des Jugendstils und der Art-Deco-Periode wurden mit neo-historischen Bauten der Franco-Zeit und funktionalistischen wie postmodernen Gebäuden der Zeit nach 1975 zu einem sehenswerten Ganzen vereint.
Sehenswürdigkeiten
Der gesamte Altstadtkern Oviedos ist Fußgängerzone, die wichtige Sehenswürdigkeiten wie die Universität, die Kathedrale San Salvador, den Palast des Markgrafen von San Félix und den Camposagrado-Palast, aber auch zahlreiche Statuen an historischen Standorten oder die unzähligen „sidrerías“ (Apfelweinschenken) einschließt. Die Innenstadt besteht aus einem einzigartigen Guss stilvoller Fassaden, die zwar aus mehreren Jahrhunderten stammen, sich aber immer ins große Ganze einfügen. Die Wohnhäuser strahlen eine bürgerliche Noblesse aus, die ihnen vor allem die verglasten Veranden aus Schmiedeeisen oder gedrechseltem Holz verleihen.
Daneben ist nochmals auf die präromanischen asturischen Kirchen am Rand von Oviedo hingewiesen (vgl. dazu das Kapitel „Asturische präromanische Architektur“). Die beiden Kirchen Santa María del Naranco und San Miguel de Lillo (s. Bild unten) im grünen Naranco-Tal bei Oviedo sind absolut sehenswert und liegen am Camino Primitivo. Ein weiteres Bauwerk der Zeit ist San Julián de los Prados, das in nur 15 Minuten zu Fuß vom Altstadtzentrum aus erreicht werden kann. Die Vielzahl an Gebäuden und Schätzen der präromanischen Zeit ist dadurch zu erklären, dass Oviedo zu Zeiten des asturischen Königreichs dessen wichtigste Hauptstadt war.
Oviedo – die Hauptstadt des Sidra
Oviedo ist nicht nur für seine Kirchen und historischen Gebäude bekannt – es ist auch Spaniens Apfelwein-Hauptstadt. Hier wird Apfelwein Sidra genannt und wird am besten in einem der Lokale in den Seitenstraßen der Altstadt probiert. Vor allem die Calle Gascona, Calle Carpio und Calle Llaviada haben einige traditionell asturische Siderías in petto. Das Einschenken gleicht einer Show: Kunstvoll wird der Sidra aus einer bestimmten Höhe in das Glas geschüttet, damit die gewünschte Schaumkrone entsteht.
Höllhuber, D, Schäfke, W., Der spanische Jakobsweg, München 6. Aufl. 2008