Die Renaissance kennzeichnet teilweise den Wandel vom Mittelalter zur Neuzeit. Dieser Prozess vollzog sich allerdings über eine lange Zeitperiode beginnend wohl mit dem Humanismus um 1300 und ausklingend mit der Aufklärung um 1700. Es sind einige neue naturwissenschaftliche bzw. technische Erkenntnisse, die zu fundamentalen Veränderungen führten. Zu nennen sind hier u.a.
Ebenso wichtig wie die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse sind aber auch zahlreiche geschichtliche Ereignisse. Hier sind u.a. zu nennen
In diese Zeit fallen auch speziell für Spanien wichtige gesellschaftliche Veränderungen und Entdeckungen. Zu nennen sind hier u.a.
Die Entdeckung der Welt entspricht der Entdeckung des Menschen. Der Mensch als Einzelwesen, als Individuum wird interessant. Die Renaissance ist als ein Lebensgefühl zu verstehen. Der Gott des Mittelalters soll durch den Menschen als Maß aller Dinge ersetzt werden. Das Menschenbild ist durch einen kritischen Geist, Selbstbewusstsein, Weltläufigkeit und naturwissenschaftliche Offenheit gekennzeichnet. Traditionelle Kräfte wie die Religion oder Herrschaft werden hinterfragt und nicht unkritisch übernommen. Der moderne Mensch mit seinen Gaben und gestalterischen Fähigkeiten wird hervorgehoben.
Die Humanisten trugen der Tatsache Rechnung, dass der Mensch aus eigenem Antrieb fähig ist, sich und seine Welt zu begreifen, kritisch zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Der Mensch der Renaissance war selbstbewusst, er begriff sich als Künstler, als Schöpfer, als Herr der Künste. Er interessierte sich für technische Neuerungen, für die Kriegskunst, die Geschichte, Werke und Ästhetik der vielgerühmten Antike. Bilder, Statuen, Reliefs und Architektur sollten einem neuen Schönheitsideal und lebensbejahenden Menschenbild Rechnung tragen. Der Pessimismus, der in Europa nach der schrecklichen Pestepidemie des 14. Jhs., die über 25 Millionen Menschen dahinraffte, wurde überwunden. Eine gesteigerte Lebensfreude trat in den Vordergrund.
Die Künstler transportierten das neue Menschenbild der Gelehrten in ihre Werke und prägten bis ins 16. Jahrhundert hinein einen eigenen Stil und eine eigene Ästhetik der Renaissance. Sie feierten die Ideen und die Highlights der Antike und übersetzten sie in ihre Zeit, um sie für die Gegenwart, die Moderne, umsetzbar zu machen.
Da die Malerei in der Renaissance eine besondere Bedeutung hat, ich im Folgenden aber vor allem auf die Architektur eingehe, sind hier einige der bedeutendsten Künstler aufgeführt. Die Berühmtheit der Maler ergibt sich auch daraus, dass im Gegensatz zum Mittelalter die Künstler nicht mehr anonym bleiben, sondern ihren wichtigen Stellenwert in der Gesellschaft erhielten und von den großen Herrschern stark umworben wurden.
Leonardo da Vinci
1452-1519
Michelangelo
1475-1564
Raffael
1483-1520
Lucas Cranach d.Ä
1472-1553
Hieronymus Bosch
-1516
Tizian
1490-1576
Giorginoe
1478-1510
Jacopo Tintoretto
1518-1594
Sandro Botticelli
1445 –1510
Giovannni Bellini
1430-1516
Albrecht Dürer
1471-1528
Jan van Eyck
1390-1441
Albrecht Altdorfer
1480-1538
Matthias Grünewald
1470-1528
Die Verbreitung des Stils geschah durch das Mäzenatentum vor allem der herrschenden Klasse, die durch Diplomatie, Kriege und Heirat mit anderen Herrscherhäusern verbunden war und so in regem Kontakt zu einander standen. Was sich gegenüber dem Mittelalter änderte, war die Tatsache, dass auch die Künstler aus der Namenlosigkeit heraustraten. Wie die Namen ihrer fürstlichen Mäzene standen nun auch die Namen der Künstler im Mittelpunkt und um ihre Anwesenheit wurde zwischen den Fürstenhäusern gefeilscht.
Der politische Aufschwung in Spanien schlug sich auch in intensiver, künstlerischer Tätigkeit nieder, die von Adel, Kirche aber auch von Kaufleuten und Bankherren gefördert wurde. Zum einen gaben die Könige selbst bedeutende Bauwerke der Renaissance in Auftrag. Besonders ausgeprägt waren diese architektonischen Interessen schließlich bei Philipp II., der alle Pläne persönlich begutachtete, besonders jene des Escorial. Aber auch das Interesse des Adels war von großer Bedeutung, da er mit den Aufträgen für repräsentative Paläste die Renaissance in Spanien vorantrieb. Neben dem Adel ist es auch das Bürgertum in den prosperierenden Handelsstädten zu nennen, das inzwischen zu Wohlstand und Selbstbewusstsein gekommen ist. Es wurden aufwendige Rat-, Zunft- und Wohnhäuser in Auftrag gegeben. So gestaltete sich eine als „Palazzo“ genannte Bauform. Es entstanden geschlossene, um einen Innenhof herum gelegte Bauten, deren Räume an Flure gereiht und gern in Stockwerke gleicher Höhe geordnet wurden. Zur Straßenfront hin erhielten sie eine monumentale dekorative Fassade. Eine andere weltliche Bauaufgabe stellte die Villa dar, das vor den Stadtmauern gelegene Landhaus mit seiner Gartenarchitektur.
Mit der zunehmenden Verbreitung des Humanismus in Spanien kam auch den Universitäten und Kollegien eine wachsende Bedeutung zu und somit auch der Architektur der Universitäten. Die Kollegien bildeten den ersten speziellen Bautyp unter den Universitätsgebäuden. Sie entstanden zunächst ohne feste Gestalt als Internate für arme Studenten und folgten in ihrer Organisation dem Vorbild der Klöster. Eine beschränkte Zahl von Stipendiaten lebte in enger Gemeinschaft unter der Aufsicht von Rektor und Dekanen. Durch Repetitionen und Vorträge gewannen sie allmählich den Rang von Lehrstätten mit wachsendem Einfluss auf den gesamten Lehrbetrieb.
Im Verlauf des 16. Jahrhunderts wurden im Gebiet der iberischen Halbinsel viele Universitätsgebäude neu errichtet oder bereits bestehende umgebaut und erweitert. Dazu zählen z. B. die Universitäten von Salamanca, Alcalá de Henares, Burgo de Osma, Osuna und Oñate, sowie die Kollegien von Valladolid, Santiago de Compostela, Tortosa und Salamanca.
Die meisten Architekturhistoriker sehen den Ursprung der Renaissance im frühen 15. Jahrhundert in Florenz als Brunelleschi, basierend auf Ideen der römischen Antike, aber auch der Romanik – seine Idee der römischen Baukunst formulierte. Ausgehend von Florenz breitete sich der Renaissance-Stil erst über Italien, dann über ganz Europa aus. Bis 1450 hatte sich der neue Stil in Ferrara, Urbino, Neapel und Rom etabliert. Kurz darauf setzte sich dieser Stil auch in den Fürstentümern Rimini, Mantua und Mailand, sowie in den Republiken Siena und Venedig durch. Anders als Florenz, Siena und Venedig wurden die übrigen Städte bzw. Stadtstaaten von signori – also Fürsten, Herzögen, Königen und Grafen –regiert.
Dies wiederum erleichterte die Verbreitung des Stils im restlichen Europa, da die Herrscher der Königreiche, Fürstentümer miteinander verknüpft waren. Es waren vorwiegend Mitglieder der herrschenden Klasse, die als Mäzene auftraten und Paläste und Grabdenkmäler im Renaissance-Stil errichten ließen.
In Spanien herrschten im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts die „Katholischen Könige“ Isabella und Ferdinand. Sie waren bestrebt, ein vereintes christliches Spanien zu schaffen. Um dieser Idee des Christentums in der Architektur symbolisch Ausdruck zu verleihen, schien ihnen allerdings die Formensprache der Gotik geeigneter als die der Renaissance, die – zumindest in Spanien – mit dem Heidentum in Verbindung gebracht wurde. So ist es nicht verwunderlich, dass die „Katholischen Könige“, die Kirche und auch ein Großteil des spanischen Adels auf eine Erneuerung der tiefverwurzelten Tradition des gotischen Architektursystems bedacht waren. Dazu kommt, dass auf der iberischen Halbinsel sowohl die Renaissance als auch die Gotik als Ausdruck derselben Idee der Modernität galten.
So befand sich Spanien zu Beginn des 16. Jahrhunderts in einer Phase der stilistischen Unsicherheit oder Überlappung. Gotik, Mudéjar und Renaissance blieben lange Zeit gleichermaßen gültige Stile, die selbst bis in die Jahrhundertmitte in verschiedensten Mischformen auftraten. So findet man sie häufig gemischt an Fassaden, in Innenhöfen und Kreuzgängen. Im Mudéjar-Stil vermischte sich abendländische Baukunst mit islamischen Elementen. Islamische Handwerker, die in den wiedereroberten Gebieten Spaniens zurückgeblieben waren, bauten vom 10. – Anfang des 16. Jhs. im Auftrag der Christen.
Die Geschichte der spanischen Renaissancearchitektur ist anfangs vor allem eine Geschichte des Baudekors. Erst zur Mitte des Jahrhunderts hin begann man, weniger Schauwände und mehr Räume zu konzipieren. Die Baukunst in Spanien wurde zwar von der italienischen Renaissance beeinflusst, die spanischen Künstler hatten aber auch andere Vorbilder, so dass nicht der italienische Stil starr kopiert wurde, sondern sich in Spanien eigene Bau- und Schmuckformen entwickelten. Regional waren die Anfänge der Renaissancebaukunst auf kleine Gebiete begrenzt, in Zentralspanien z.B. waren das Guadalajara und seine nähere Umgebung. Hier ist vor allem die Adelsfamilie der Mendozas zu nennen, die einen großen Einfluss auf die Verbreitung des Stils hatte.
In Spanien unterscheidet man zwei Stilepochen der Renaissance:
Der Platereske Stil verband die neuen italienischen Ideen der Renaissance mit der spanischen gotischen Tradition und starken maurischen Elementen. Er verband die maurische Flächenkunst mit den plastischen Vorstellungen der Italiener. Der Stil wurde Platereske genannt wegen der extrem dekorierten Fassaden, die an die überbordenden Dekorationen der damaligen Silberschmiedearbeiten, die Plateros, erinnern. Dieses starke Dekorationsbedürfnis war einerseits ein Erbe der islamischen Vergangenheit anderseits aber auch ein Ausdruck eines starken – manche sagen überbordenden –Selbstbewusstseins. Typisches Beispiel des Platereske-Stils ist u.a. die Universität von Salamanca.
Der Desornamentado-Stil dagegen ist der Ausdruck der dekorativen Nüchternheit und der architektonisch mächtigen Formen. Es ist ein Stil, der weitgehend ornament- und schmucklos und glattwandig ist. Er wird auch Herrera-Stil genannt. Denn Juan de Herrera erbaute in der asketisch-strengen Zeit Philipps II. eine gewaltige Klosterburg, deren eine Hälfte dem königlichen Hofstaat, deren andere aber der Kirche gehörte. Die Anlage ist die Hofburg Spaniens, der Escorial.
Die Stilepoche der Renaissance wurde ja als Wiedergeburt der Antike (ca. 800 v. Chr. bis ca. 600 n. Chr.) bezeichnet. Die Architekten und Baumeister jener Zeit orientierten sich an der römischen Baukunst. Aufgegriffen wurden Bauelemente des alten Roms. Jedoch fanden sich in der Architektur der Renaissance auch Stilelemente der Romanik und Gotik und in Spanien des Mudéjar-Stils wieder.
Klare geometrische Strukturen, Symmetrie und harmonische Proportionen wurden im Renaissance-Baustil angestrebt, um ein vollkommenes Gleichgewicht zu erlangen. Die Schönheit dieser Gebäude beruht auf der ausgewogenen Beziehung aller Bauelemente zu einander. Als Ideal gilt der kuppelüberwölbte Zentralbau. Da diese Bauform bei den Kirchen aber den kultischen Bedürfnissen der Kirche – Isolierung des Altars vom Gemeinderaum – widersprach, findet man hier häufig auch die längsausgerichtete Form der Basilika und Hallenkirche.