Asturische (vorromanische) Architektur

Von Ángel M. Felicísimo from Mérida, España - Santa Cristina de Lena, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=56670939

Die Vorromanik umfasst im europäischen Raum die Epoche des Frühmittelalters vom 5. – 11. Jh.. Es bezeichnet den Übergang von der Spätantike zur Romanik und wird vor allem in der Baukunst verwendet. Auch für die Kirchen des asturischen Stils wird oft der Begriff Vorromanik oder Präromanik verwendet. Allerdings wird dadurch ein Bezug zur Romanik suggieriert, der so nicht existiert.

Asturiens frühe Kirchen in und um Oviedo und in den Bergen bis an die heutige Grenze von León stellen einen besonderen Typus frühmittelalterlicher Architektur dar. Unter der Bedingung eines auf sich gestellten Kulturraumes und in ständiger Konfrontation mit der ganz anders gearteten maurischen Zivilisation entstand hier seit Mitte des 8. Jh ein eigenes eigenwilliges Kirchenbauprogramm, das sich bis heute erhalten hat. Die asturischen Kirchen stehen in ihrer Strenge und dekorativen Kraft für sich allein.

Wenn wir auf dem Camino Primitivo wandern, können wir die Wegalternative über Santa Maria del Naranco und San Miguel de Lillo wählen und so zwei der wichtigsten vorromanischen Bauwerke bewundern. Startet man am Zubringer zum Camino Primitivo, so kann man auch die Kirche San Salvador de Valdediós in Villaviciosa besichtigen. Sie liegt zudem nicht weit vom Camino del Norte entfernt. Auf dem Camino del Norte kommen wir auf jeden Fall an der Kirche San Salvador de Priesca vorbei.

https://temasycomentariosartepaeg.blogspot.com/2016/04/arte-prerromanico.html planta de Iglesia de San Julián de Prados

Asturische Präromanik – Stilelemente

Für die asturischen präromanischen Kirchen übernahm man die Bauweise der römischen Basiliken mit rechteckig-dreischiffigem Grundriss und Vorhalle. Rundbogenarkaden trennen Haupt- und Seitenschiffe, ein weiteres Querhaus ist dem dreigeteilten Chorhaupt vorgelagert.

Im Osten der Kirchen gaben die Asturier die bei den Westgoten nicht seltenen halbrunden Apsiden auf und wählten einen geraden Abschluß für den Chor, wie wir ihn auch bei den angelsächsischen und normannischen Kirchen Englands finden. Hervorstechend ist die häufige Verwendung von Backsteinen. In Verbindung mit den Natursteinen wirken sie als dekorative Elemente.

Fresken schmücken die Innenwände. In den Kapitellmotiven und den Durchbruchmustern der steinernen Fensterfüllungen wird häufig der Einfluss des Orients deutlich. Vor der Einführung von Glasfenstern wurden Transennen zum Verschluss von Fensteröffnungen verwendet. Sie finden sich häufig in den vorromanischen Kirchen Asturiens.  Korinthisierende Kapitelle, die schon westgotische Kirchen schmückten, sind in fast allen asturischen Bauten anzutreffen, mehr oder weniger stilisiert.

Maurischer Bauschmuck wird zunächst von der asturischen Dynastie in Oviedo weitgehend vermieden, verständlich bei der politischen und religiösen Gegnerschaft. Aber später wurden Elemente der mozarabischen Kunst eingefügt. Voraussetzung war, dass die christliche, »mozarabische« Bevölkerung im arabischen Teil Spaniens zunehmend bedrängt wurde und nach Norden auswich. Unter ihrem Einfluss entstand dort ein neuer Baustil, bei dem sich ältere lokale Elemente mit arabischen vermischten, die ihrerseits noch Römisches und Byzantinisches enthielten. Der Reichtum der Bauornamentik nahm  deutlich zu. Auf die so genannte “mozarabische Architektur” wird in einem Extrakapitel eingegangen (s. Mozarabische Architektur in Kastilien und Leon und im Serrablo de Huesca).

Kurzer Exkurs:
Vorromanische Bauten greifen, wie oben erläutert, antike Vorbilder auf, transformieren sie und bereiten die Formen der Romanik vor. Die Kirchenbauten folgten beispielsweise öfter dem römischen Bautyp der dreischiffigen Basilika (deutsch ‚Königshalle‘), die in der Antike zum einen als Audienzhalle eines Herrschers, andererseits aber auch als Gerichts- oder Markthalle Verwendung fand. Der Grund, warum keine Tempel zum Vorbild für die Kirchen genommen wurden, sondern Versammlungshäuser, ist in der christlichen Liturgie zu suchen, denn die Gottesdienste fanden unter Einbezug der Gemeinde statt, während in der antiken römischen Religion die Opferzeremonie vor dem Tempel stattfand, während nur die Priester den Innenraum des Tempels betreten durften.

Von Zarateman - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 es, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16775828

Präromanik als künstlerischer Ausdruck der asturischen Monarchie

Die asturische Architektur ist einzigartig in Spanien, die durch die Kombination von Elementen anderer Stilrichtungen ( westgotische, lokale und mozarabische Traditionen) ihre eigene Persönlichkeit und Charakteristika schuf und sie entwickelte dabei nicht nur baulich ein beträchtliches Maß an Verfeinerung erreichte, sondern auch in Bezug auf Dekoration und Goldverzierung . Dieser letzte Aspekt ist in so wichtigen Werken wie dem Engelskreuz, dem Siegeskreuz, der Achatkiste (in der Heiligen Kammer der Kathedrale von Oviedo untergebracht), dem Reliquienschrein in der Kathedrale von Astorga und dem Kreuz von Santiago zu sehen.
Als Hofarchitektur folgten die vorromanischen Baudenkmäler teilweise den verschiedenen Standorten der jeweiligen Reichshauptstadt; von ihrem ursprünglichen Standort in Cangas de Onis (Ost-Asturien) über Pravia (westlich der zentralen Küste) bis zu ihrem endgültigen Standort in Oviedo , dem geografischen Zentrum der Region. Die Entwicklung der asturische Vorromanik war eng mit der politischen Entwicklung des Königreichs verbunden. So kann man fünf Perioden unterschieden, auf die im Folgenden kurz eingegangen werden soll. 

Dabei werden die Kirchen genauer dargestellt, die nicht direkt am Jakobsweg liegen. Die Gebäude, die wir auf unserer Wanderung besuchen können, werden ausführlicher in eigenen Kapiteln behandelt.
Dies sind:
– Die heilige Kammer in Oviedo
– Santa Maria del Naranco am Camino del Norte bei Oviedo (s. Kapitel Kleinode der asturischen Präromanik)
– San Miguel de Lillo am Camino del Norte bei Oviedo ( s. Kapitel Kleinode der asturischen Präromanik)
– San Salvador de Valdediós in Villaviciosa am Camino Primitivo (nah bei Camino del Norte) vor Gijón (s. Kapitel Juwele der präromanischen Architektur)
– San Salvador de Priesca am Camino del Norte vor Gijón (s. Kapitel (Juwele der präromanischen Architektur)

Copyright 2004 von Mikel González . Aufgenommen mit Yashica FX-3. | Mikel GonzálezCredit: Santianes de Pavia

Die politische Entwicklung in Asturien und ihre wichtigsten Bauwerke

Erste Periode (737 bis 791)

Eine erste Periode (737 – 791) gehörte zur Regierungszeit der Könige Fáfila, Alfionso I.,Fruela I., Aurelio, Silo, Mauregato und Vermundo I.
Aus der Zeit des Aufstiegs und der Konsolidierung des jungen Königreichs sind zwei Kirchen zu nennen. Die Kirche Santa Cruz (737) lag am ursprünglichen Standort des Hofes, Cangas de Onís, von der wir nur schriftliche Erwähnungen haben, da sie 1936 zerstört wurde.
Das zweite Bauwerke ist die Kirche San Juan Apóstol y Evangelista Santianes de Pravia (zwischen 774 und 783) in Santianes. Sein Bau ist auf den Umzug des königlichen Hofes von Cangas de Onis nach Pravia zurückzuführen, einer alten römischen Siedlung (Flavium Navia), die an einer wichtigen Straßenkreuzung lag. Die zwischen 774 und 783 erbaute Kirche weist bereits einige Elemente auf, die auf die asturische Vorromanik schließen ließen; nach Osten ausgerichtet, Grundriss einer Basilika (Mittelschiff und zwei Seitenschiffe ) , getrennt durch drei Halbkreisbögen, Querschiff zum Mittelschiff hin mit der gleichen Länge wie die Breite der drei Schiffe. Es verfügt außerdem über eine einzige halbkreisförmige Apsis und eine äußere Eingangshalle mit einer Holzdecke über dem Kirchenschiff.
In der Sakristei, wo sich ein Museum befindet, sind mehrere skulpturale Dekorationselemente mit floralen und geometrischen Mustern (etwas, das in der späteren Vorromanik üblich war) ausgestellt. Erhalten ist ein Kalksteinfragment mit Stifterinschrift, die als Kreuzwortlabyrinth gestaltet ist und die aus den Worten besteht: „Silo Princeps Fecit“ (König Silo hat es gemacht).

Von Ángel M. Felicísimo from Mérida, España - San Julián de los Prados, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17018399
Von Ángel M. Felicísimo from Mérida, España - San Pedro de Nora, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17015433 San Pedro de Nora
Von Ángel M. Felicísimo from Mérida, España - Santa María de Bendones, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17018361

Zweite Periode  (791 bis 842)

Eine zweite Phase umfasst die Regierungszeit von Alfons II. (791–842), die eine Phase der stilistischen Definition war.
Alfons II., bekannt als „der Keusche“ (vielleicht hatte er deshalb keine Nachkommen), war ein entscheidender König in der asturischen Monarchie. Aus militärischer Sicht etablierte er das Königreich endgültig gegen die Muslime (in der berühmten Schlacht von Lutos errang er einen bedeutenden Sieg), in der Verwaltung verlegte er den Hof an seinen endgültigen Standort nach Oviedo und in der Politik richtete er stabile Beziehungen zu Kaiser Karl dem Großen ein.
Was das Mäzenatentum anbelangte, so förderte Alfons II. die meisten vorromanischen Bauwerke, die die Merkmale dieses Stils prägten. Mit dem königlichen Architekten Tioda baute er die Kirchen San Tirso, San Julián de los Prados, Santa Maria de Bendones und San Pedro de Nora sowie den heute verschwundenen Palastkomplex in Oviedo, bestehend aus Kirchen von San Salvador, Santa María und dem angrenzenden Palast und der Kapelle (heute die Heilige Kammer der Kathedrale von Oviedo, das einzige, was noch übrig ist), die Reliquien wie die Heilige Bundeslade und Juwelen wie das Engelskreuz enthält. Außerhalb Asturiens, mit der Legende von der Entdeckung des Grabes des Apostels Jakobus in Galizien, an einem Ort, der als Campus Stellae ( Compostela ) bekannt wurde, ließ Alfons II. die erste Kirche zu Ehren des Heiligen errichten (Jahr 892).

Als die Kirche San Julian de los Prados oder Santullano erbaut wurde (ca. zwischen 812 und 842), war sie Teil einer Reihe königlicher Gebäude. Die Kirche hatte einen Basilika-Grundriss (Mittelschiff und zwei Seitenschiffe). Die beiden Seitenschiffe sind durch drei Rundbögen auf Säulenkapitellen und quadratischen Säulen getrennt. Bemerkenswert ist die Existenz eines Querschiffs zwischen den Seitenschiffen und der Apsis, das in der Höhe das Mittelschiff übersteigt.
Schließlich gibt es eine gerade Apsis, die in drei Kapellen unterteilt ist, und über der Hauptkapelle, die nur von außen zugänglich ist, befindet sich ein Raum, über dessen Funktion noch immer Vermutungen angestellt werden. Vielleicht war er als Schutzraum gedacht. Was das Dach betrifft, so verfügt die Kirche über eine interessante Eichendecke mit geschnitzten Schnitzereien in verschiedenen geometrischen Mustern.
Aus ornamentaler Sicht sind die Wand- und Deckengemälde dieser Kirche die am besten erhaltenen Gemälde des Mittelalters in Spanien. Die verwendete Technik ist die Freskenmalerei, bei der die zuvor in Wasser eingesumpften Pigmente auf den frischen Kalkputz aufgetragen werden. Bei der Carbonatisierung des Kalks werden die Pigmente stabil in den Putz eingebunden. Die dekorativen Gestaltungen zeigen einen deutlichen Einfluss der Wandmalerei aus der Römerzeit. Es gibt zahlreiche dekorative Elemente: Marmorimitationen, Rechtecke, Bänder, Webereien, Quadrate, imitierte Säulen, mit Pflanzenmotiven verzierte Medaillons, architektonische Muster, Vorhänge. Interessant ist, dass jegliche Darstellung biblischer oder religiöser Szenen fehlt, mit Ausnahme des Anastasis-Kreuzes (Alpha und Omega) als Symbol königlicher Macht. Der Mangel an figurativen Darstellungen wird als Anikonismus bezeichnet und wurde in späteren vorromanischen Kirchen nicht beibehalten.

In der Kirche San Tirso, die sich neben der Kathedrale von Oviedo befindet, ist von ihrem ursprünglichen Bau nur noch die Stirnwand der Apsis erhalten, da sie im 16. Jahrhundert durch einen Brand zerstört wurde.

In der Entwicklung der vorromanischen Kunst in der zweiten Periode sind die letzten beiden die Kirchen Santa Maria de Bendones und San Pedro de Nora zu nennen. Die erste befindet sich nur fünf Kilometer von der Hauptstadt entfernt in südöstlicher Richtung in Richtung des Narón- Tals und war eine Schenkung von König Alfons III. und seiner Frau Jimena an die Kathedrale San Salvador am 20. Januar 905. Sie ist Santullano sehr ähnlich, obwohl der Grundriss nicht der typische Basilika der vorromanischen Kirchen ist, sondern drei Einfriedungen am westlichen Ende aufweist, die mittlere als Eingangshalle und zwei Seitenbereiche, möglicherweise zur Unterbringung von Gemeindemitgliedern oder Geistlichen. Dieser Eingang führt in ein einziges Kirchenschiff mit einer Holzdecke und einem interessanten Dach, das genauso lang ist wie die Eingangsbereiche. An das Kirchenschiff schließen sich zwei rechteckige Seitenbereiche an, ebenfalls mit einer Holzdecke, deren Nutzung mit den liturgischen Riten dieser Zeit in Zusammenhang zu stehen scheint. Dieses Kirchenschiff ist mit dem Altarraum durch drei halbkreisförmige Ziegelbögen verbunden, von denen jeder in die entsprechende Kapelle führt, von der nur der Haupt- oder Mittelbogen mit einem Tonnengewölbe aus Ziegeln und die anderen beiden mit Holzdecken bedeckt ist.
Oberhalb der Hauptkapelle befindet sich die „typische“ Kammer, die nur von außen durch ein Kleeblattfenster mit den typischen vorromanischen Elementen zugänglich ist. Der Mittelbogen ist größer als die Seitenbögen und ruht auf zwei freistehenden Kapitellen mit Seilzierleisten. Das obere Rechteck ist von einfachen Zierleisten eingerahmt.

Die Kirche San Pedro de Nora liegt am Fluss Nora, etwa zwölf Kilometer von Oviedo entfernt. Diese Kirche weist den in Santullano etablierten Baustil auf: nach Osten ausgerichtet, vom Hauptgebäude getrenntes Vestibül, Grundriss im Stil einer Basilika, Mittelschiff höher als die Seitenschiffe, mit sich kreuzendem Holzdach und durch Fenster mit Steingitter beleuchtet. Der gerade Altarraum ist in drei Apsiden mit Tonnengewölben unterteilt. Als differenzierendes Element waren die Apsiden durch die Trennwände durch halbkreisförmige Türen miteinander verbunden. Wie alle Kirchen dieser Zeit befand sich über der Apsis ein Raum, der nur von außen durch ein Kleeblattfenster zugänglich war. Der Glockenturm, der wie in Santa Maria de Bendones von der Kirche getrennt ist, gehört nicht zum ursprünglichen Bau und geht auf eine Initiative des Architekten und großen Restaurators der asturischen Vorromanik, Luis Menéndez Pidal y Alvarez , in den siebziger Jahren zurück .

Die Heilige Kammer wurde als Palastkapelle für Alfons II. und die Kirche San Salvador erbaut (der Palastkomplex und die Kirche wurden im 14. Jahrhundert abgerissen, um die heutige gotische Kathedrale zu errichten). Die Kammer neben dem vorromanischen Turm von San Miguel diente auch dazu, Reliquien aufzubewahren, die nach dem Fall des Westgotenreiches aus Toledo mitgebracht wurden . Es besteht aus zwei überlappenden Gängen mit Tonnengewölbe; Die Krypta oder das Untergeschoss hat eine Höhe von 2,30 Metern und ist der heiligen Leocadia gewidmet. Sie enthält mehrere Gräber anderer Märtyrer.

Von Willyman - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39385146 Santa Maria del Navanco

Dritte Periode (842 bis 866)

Diese Periode fällt mit der Regierungszeit von Ramiro I. und Ordoño I. zusammen. Der erste, Ramiro I Sohn von Vermudo I., trat die Nachfolge von Alfons II. an, als dieser ohne Nachkommen starb, und übernahm die Leitung eines schnell wachsenden Königreichs. Er wurde von Chronisten als Virga justitiae (Stab der Gerechtigkeit) beschrieben, weil er sich zwei internen Aufständen der Adligen stellen musste und weil er sich für die Jagd auf Magie und die schwarzen Künste begeisterte, die zu dieser Zeit in Asturien weit verbreitet waren. Er kämpfte auch erfolgreich gegen die Normannen und besiegte sie in Gijón und A Coruna. Auf der anderen Seite erlebte er eine Zeit des Friedens mit seinen traditionellen Feinden, den Muslimen, was ihm aus künstlerischer Sicht erlaubte, die Architektur und den dekorativen Stil der Vorromanik grundlegend zu erneuern.

Tatsächlich wurde während der kurzen Regierungszeit von Ramiro II. (842-850) eine Reihe von Gebäuden errichtet (mindestens drei sind erhalten geblieben), deren Qualität die davor und danach errichteten Gebäude deutlich übertraf. Diese Gebäude sind:

Santa María del Naranco.
San Miguel de Lillo.
Heilige Christina von Lena.
Die Bedeutung dieser drei Denkmäler ist so groß, dass dieser Gruppe ein spezifischer Name gegeben wurde: „Ramirense-Architektur“.

Nachfolger von Ramiro I. wurde sein Sohn Ordoño I., der ein militärisch sehr solides Königreich erbte, eine Bedingung, die es ihm ermöglichte, verlassene Städte auf der anderen Seite des Gebirges wie Tui , Astorga und León wieder zu besiedeln. Er kämpft auch gegen die Araber mit unterschiedlichem Erfolg; In der Schlacht von Clavijo (Jahr 859) besiegte er sie mit Leichtigkeit, doch sechs Jahre später, bei Hoz de la Morcuera, erlitt seine Armee eine Niederlage, wodurch die intensive Wiederbesiedlungsarbeit gestoppt wurde.

Das erste Bauwerk aus dieser Zeit, der Palast Santa Maria de Naranco (848), beinhaltete eine bedeutende stilistische, morphologische, konstruktive und dekorative Weiterentwicklung der Vorromanik. Der als Erholungspalast erbaute Palast befindet sich auf der der Stadt zugewandten Südseite des Monte Naranco und war ursprünglich Teil einer Reihe königlicher Gebäude am Stadtrand. Sein Charakter als ziviles Gebäude änderte sich im 12. Jahrhundert, als er in eine Marienkirche umgewandelt wurde.
Was die Chronisten viele Jahrhunderte lang bewunderten, waren seine Proportionen und schlanken Formen, seine reiche und vielfältige Verzierung und die Einführung von länglichen Tonnengewölben dank der Querbögen, die eine Stützung ermöglichten und Holzdecken überflüssig machten.

Die Kirche San Miguel de Lillo wurde im Jahr 848 von Ramiro I. und seiner Frau Paterna geweiht. Sie war ursprünglich der Heiligen Maria geweiht, später dann dem hl Michael.
Ursprünglich hatte es den Grundriss einer Basilika, drei Gänge mit Tonnengewölbe, obwohl ein Teil der ursprünglichen Struktur verschwunden ist, als das Gebäude im 12. oder 13. Jahrhundert verfiel. Heutzutage ist die westliche Hälfte aus dieser Zeit erhalten, zusammen mit mehreren Elementen im Rest der Kirche, wie den fantastischen Pfosten im Vestibül oder dem außergewöhnlichen Gitter am Fenster der Südwand, das aus einem einzigen Stück Stein gemeißelt ist.

Ausführliche Beschreibung der beiden Gebäude s. Kapitel “Zwei Kleinode der präromanischen asturischen Architektur –  Santa María de Naranco und San Miguel de Lillo”

Die letzte Kirche aus dieser Zeit ist Santa Cristina de Lena (um 850) liegt im Bezirk Lena , etwa 25 km südlich von Oviedo, an einer alten Römerstraße. Die Kirche hat einen anderen Grundriss als die traditionelle Basilika der Vorromanik. Es handelt sich um einen einzelnen rechteckigen Raum mit Tonnengewölbe und vier angrenzenden Baukörpern in der Mitte jeder Fassade. Der erste dieser Anbauten ist das typisch asturische präromanische Vestibül mit einer königlichen Tribüne im oberen Teil, zu der man über eine Treppe gelangt. Im Osten befindet sich die Einfriedung mit dem Altar, mit einer einzigen Apsis, die auf die traditionelle asturische vorromanische Dreiapsis verzichtet und auf westgotische Einflüsse zurückgeht. Im Norden bzw. im Süden befinden sich zwei weitere Einfassungen mit Rundbögen und Tonnengewölben, deren Nutzung mit der bis zum 11. Jahrhundert in Spanien praktizierten hispano-westgotischen Liturgie in Verbindung gebracht wurde.
Eines der charakteristischsten Elemente von Santa Cristina de Lena ist das über dem Boden liegende Presbyterium im letzten Abschnitt des Mittelschiffs, das durch drei Bögen auf Marmorsäulen vom für die Gemeinde bestimmten Bereich getrennt ist. Diese Trennung, die auch in anderen asturischen Kirchen auftritt, wird in keiner anderen mit einer ähnlichen Struktur wiederholt. Sowohl die Gitter über den Bögen als auch die Mauer, die den Mittelbogen umschließt, wurden im 7. Jahrhundert aus westgotischen Ursprüngen wiederverwendet. (848

Von Ángel M. Felicísimo from Mérida, España - Santa Cristina de Lena, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=51254184 Santa Cristina de Lenae

Vierte Periode (866 bis 910)

Dies umfasst die Regierungszeit von Alfons III., der im Alter von 18 Jahren nach dem Tod seines Vaters Ordoño I. den Thron bestieg, und markierte damit den Höhepunkt des Königreichs Asturien. Die Expansion gegen die muslimischen Gebiete gipfelte darin, dass er Porto und Coimbra im heutigen Portugal eroberte. Er erweiterte die Grenzen des Königreichs bis zum Fluss Mondego in Portugal und ließ Zamora, Simancas, Toro und das gesamte als Campos Góticos bekannte Gebiet neu besiedeln. Die Idee des asturischen Königreichs als Fortsetzung des Westgotenreichs in Toledo wurde bewusst übernommen, was die Verpflichtung zur Rückeroberung aller von Muslimen besetzten Gebiete beinhaltete. 

Die fortschreitende Expansion und wachsende Macht des Königreichs entfachte auch den Ehrgeiz der drei Söhne Alfons III. ( García I., Ordono II. und Fruela II.), die, ermutigt von einer Reihe von Adligen, den König absetzten und ihn in der Stadt Boiges (Boides-Tal) einsperrten (heutiges Valdediós). Dennoch erlaubten sie ihm, einen letzten Feldzug gegen die Muslime in Zamora zu führen, wo er erneut siegreich war. Er starb bei seiner Rückkehr im Dezember des Jahres 910. Dem König gelang es somit nicht, das asturische Königreich, das unter ihm die größte Expansion erreicht hatte, zu konsolidieren. Es wurde unter seinen Söhnen in drei Teile geteilt. Asturien, Galizien und Kastilien-León, was letztendlich das Ende des asturischen Königreiches bedeutete.

San Salvador de Valdediós und Santo Adriano de Tuñón sind die beiden unter diesem Monarchen erbauten Kirchen, zusätzlich zum Foncalada-Brunnen ( fonte incalata ) im Zentrum von Oviedo und den bereits erwähnten Goldartefakten des Siegeskreuz und der Achatdose .

Die Kirche San Salvador de Valdediós steht im Boides-Tal ( Villaviciosa ), dem Ort, an dem Alfonso III. festgehalten wurde, als er von seinen Söhnen entmachtet wurde, und wo sich einst ein altes Kloster befand. Dies war vom Benediktinerorden gegründet worden und dann im 13. Jahrhundert von den Zisterziensern übernommen. Die als „Bischofskapelle“ bekannte Kirche wurde am 16. September 893 im Beisein von sieben Bischöfen geweiht und steht auf einem klassischen Basilika-Grundriss mit einem dreifachen Altarraum, der das Mittelschiff durch vier Halbkreisbögen von den Seitenschiffen trennt.

s. Kapitel “Zwei Juwele der präromanischen asturischen Architektur – San Salvador de Valdediós und San Salvador de Priesca”

Die Kirche San Adriano de Tunon liegt am Ufer des Flusses Trubia, neben einer alten Römerstraße. Die am 24. Januar 891 gegründete Kirche hat den Grundriss einer klassischen Basilika, wurde jedoch im 17. und 18. Jahrhundert um ein Kirchenschiff am westlichen Ende und einen Glockengiebel erweitert. Die Außengemälde dieser Kirche sind die einzigen Überreste der Arbeit mozarabischer Maler in einer asturischen Kunstwerkstatt.

Schließlich wurde der Foncalada-Brunnen, das einzige erhaltene zivile Bauwerk des oberen Mittelalters in Spanien, außerhalb der Stadtmauern von Oviedo errichtet, mit Steinblöcken und einem sich kreuzenden Dach, Tonnengewölbe und rechteckigem Grundriss. Der Schnittpunkt des Daches ist mit einem dreieckigen Giebel gekrönt, auf dem das für Alfons III. charakteristische Siegeskreuz abgebildet ist und unter dem die typische Inschrift des Königreichs Asturien steht:

HOC SIGNO TVETVR PIVS, HOC SIGNO VINCITVR INIMICVS

„Durch dieses Zeichen wird der Fromme beschützt, durch dieses Zeichen wird der Feind besiegt.“

De Nachosan - Trabajo propio, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23240930 San Salvador de Valdedios

Fünfte Periode (910 bis 925)

Die fünfte und letzte Periode fällt mit der Verlegung des Hofes nach Leon, dem Verschwinden des Königreichs Asturien und der asturischen Vorromanik zusammen.
Mit dem Tod Alfons III. und der Aufteilung des Königreichs Asturien unter seinen Söhnen erreichte die asturische Architektur mit zwei Bauten ihre letzte Phase. Die erste davon ist die Kirche San Salvador de Priesca (wenige Kilometer von Valdediós entfernt), die am 24. September 921 geweiht wurde und architektonisch und dekorativ auf das von Santullano festgelegte Modell und nicht auf spätere Werke zurückgreift.

s. Kapitel “Zwei Juwele der präromanischen asturischen Architektur – San Salvador de Valdediós und San Salvador de Priesca”

Die Kirche Santiago de Gobiendes , in der Nähe von Colunga , am Meer und am Sueve-Gebirge gelegen , ist die letzte der vorromanischen Kirchen und folgt wie die vorherige dem Baumodell von Santullano. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden bedeutende Reformen durchgeführt, bei denen der Eingang, die Fassade sowie die Haupt- und Seitenkapellen verändert wurden.

Von Ángel M. Felicísimo from Mérida, España - San Salvador de Priesca, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17018315
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