Als ich über die Bäume Galicien erzählen wollte, hatte ich eigentlich nur positive Bilder und Erinnerungen im Kopf. Doch als ich tiefer in Materie eingestiegen bin, wurde mir klar, dass es auch einige zumindest problematische Entwicklungen gab und gibt. Eine davon auf die ich im Folgenden genauer eingehen möchte, ist die Problematik der Eukalyptusplantagen.
Was ist Eukalyptus?
Eukalypten gehören zu den Myrtengewächsen und zählen über 800 verschiedene Arten. Eukalyptusbäume sind schnellwüchsige immergrüne Laubbäume und können bis zu sechzig Meter hoch werden.
Das Erscheinungsbild der Rinde von Eukalyptusbäumen ändert sich im Laufe des Alters. Wie andere Bäume auch setzen Eukalyptusarten jährlich eine neue Schicht Borke an und erweitern so ihren Stammesumfang. Bei manchen Arten stirbt die äußerste Schicht ab und löst sich darauf in langen Streifen (wie bei Eucalyptus sheathiana) oder in unterschiedlich großen „Flocken“ (Eucalyptus diversicolor, Eucalyptus cosmophylla oder Eucalyptus cladocalyx) vom Baum. Bei vielen Arten kann die tote Rinde jedoch einfach am Baum verbleiben. Durch die Witterungseinflüsse bekommt diese Rinde ihr typisches, alterndes Aussehen. Viele andere Arten sind auch als sogenannte half-barks und blackbutts bekannt, was darauf anspielt, dass bei diesen Arten die abgestorbene Borke nur im unteren Bereich des Stammes oder als große, schwarze Ansammlung direkt am Fuß des Baumes behalten wird. Die glatte, obere und jüngere Rinde der half-barks und die Rinde anderer glattrindiger Eukalyptusarten können bemerkenswerte und höchst interessante Farben annehmen (wie beispielsweise bei Eucalyptus deglupta).
Eukalyptus in Galicien
Die zu Recht auf ihre grüne Vegetation stolze nordwestspanische Region Galicien verzeichnet allerdings einen hohen Zuwachs an Eukalyptusbäume. Es ist das Ergebnis einer politisch gewollten Aufforstung. Vor etwa 50 Jahren hatte Diktator Francisco und sein Regime die Idee, den Eukalyptus großflächig in Galicien und in Nordspanien anpflanzen zu lassen mit dem Ziel, weltweit die Zellulose-Industrie beliefern zu können. Ganze Gebiete wurden für die Monokultur freigegeben. Der Baumbestand des Eukalyptus in Galicien hat sich seit den 1990er Jahren fast verdoppelt. Leider habe ich keinen aktuellen Zahlen bezüglich der Größe der Anbauflächen gefunden.
Ursprünglich kommt der Eukalyptusbaum aus Australien. Der Missionar Missionar Fray Rosendo Salvado schickte Mitte des 19. Jahrhunderts einige Samen aus Australien an seine Familie. Die lebten ausgerechnet in Galicien, im charmanten Tuy. Von dort breitete sich die Pflanze über viele Regionen der Iberischen Halbinsel aus (z.B. in Asturien und in der Extremadura).
Eukalyptusbäume auf der iberischen Halbinsel wachsen förmlich in den Himmel. Schon nach kürzester Zeit entwickeln sie mächtige Baumstämme, obwohl sie noch gar nicht so alt sind. Auf den Wanderungen sind sie für uns Pilger besonders schön, da sie nach ätherischen Ölen duften und sich ihre silbrig glänzenden, blaugrünen Blätter schön im Wind bewegen. Bei jedem Schritt knacken die Samenkapseln unter den Füßen und verströmen Eukalyptus-Aroma. Also vermeintlich ein reines Vergnügen!?
Pro und Contra des Anbaus von Eukalytusbäumen
Der Nutzen des Eukalyptus ist nicht unumstritten. Wissenschaftlichen Studien zufolge hat der Eukalyptusbaum einen negativen Einfluss auf die Biodiversität der Bodenpflanzen. Außerdem entzieht er anderen Bäumen das Wasser. Bis zu 500 Liter Wasser braucht der Eukalyptus am Tag, seine Wurzeln bohren sich knapp 20 Meter tief in den Boden und graben der Pflanzenwelt in der Umgebung buchstäblich das Wasser ab. Zudem brennt er aufgrund seiner luftig-faserigen Struktur und der ätherischen Ölen, die wie Brandbeschleuniger wirken, sehr schnell. Dabei entwickeln sich in kürzester Zeit unfassbar hohe Temperaturen. Und das ist ja gerade nicht angebracht ist, da Galicien eine der am meisten von Waldbränden heimgesuchten Regionen Spaniens ist. Und nicht immer scheinen die Brände reine Naturereignisse zu sein! Das Problem mit den Eukalyptus ist, dass erstens die brennenden Blätter hunderte Meter weit fliegen und immer neue Brände entfachen. Zweitens „explodiert“ ein brennender Eukalyptus-Baum quasi und schleudere seine Samen weithin in Umkreis von sich. Zu dem Überleben das Temperaturinferno nur wenige Samen, vor allem die Eukalyptussamen als wahre Überlebenskünstler, aber leider kaum die Samen der ursprünglichen Vegetation.
Außerdem gibt es noch ein Phänomen, das man zunächst gar nicht negativ bemerkt. Die Eukalyptuswälder sind still. Falls jemand darin tatsächlich einen einzelnen Vogel sieht oder hört, hat der sich verirrt und noch nicht bemerkt, dass es für ihn darin nichts zu futtern gibt, weder Sämereien noch Insekten, die auch für Kleintiere zur Nahrung taugen würden. Das einzige Tier, das sich von Eukalyptus ernährt, ist der Koala! Für andere Tiere ist er z.T. sogar giftig.
Es gab zahlreiche Proteste von Bauern, da zum einen der Grundwasserspiegel im Umfeld der Eukalyptuswälder deutlich sinkt. Ihr Hauptargument aber sind die schweren Bodenerosionen als Folge des Anbaus. Nicht zu Unrecht: Bevor die Setzlinge gepflanzt werden, muss der Boden samt Gräsern und Büschen tief umgepflügt, dann jahrelang der Witterung ausgesetzt werden, bis die Jungpflanzen endlich treiben. Regenfälle schwemmen in dieser Zeit bis zu 25 Tonnen Humus pro Hektar weg – ein kaum zu ersetzender Verlust bei nur 20 Zentimeter Boden. Nach zehn Jahren werden die Bäume mit Traktoren aus dem Boden gerissen – ein beispielloser Kahlschlag. Oft werden Laub und Äste in die Flüsse gespült, so die Gegner, und das Wasser wird durch das Eukalyptusöl verschmutzt.
Auf der anderen Seite bietet der Eukalyptus durch sein schnelles Wachstum und seine Widerstandsfähigkeit gegen Kornkäfer in kürzester Zeit viel Rohstoff für die unzähligen Papier- und vor allem Zellulosefabriken. Denn trotz seines schnellen Wachstums verfügt der Eukalyptus über eine hervorragende Holzqualität. Nach 7 bis 8 Jahren kann der Baum geschlagen werden und wächst dann genauso schnell wieder nach. Und die Nachfrage ist groß, auch wenn durch die Digitalisierung und Recycling an manchen Stellen schon am Naturprodukt gespart wurde. Aber wenn wir jetzt vom Plastik wegwollen und mehr auf Papier und Pappe setzen, dann wird vermutlich der Hunger danach doch steigen! Die Eukalyptusplantagen weiten sich weiter aus. Es ist eine wichtige Industrie geworden. Denn sie bietet den Menschen in der landschaftlich schönen, aber wirtschaftlich schwachen Berg-Region abseits der von Touristen massenhaft bevölkerten Küste ein Einkommen. Außerdem wird argumentiert, dass durch den hohen Wasserbedarf der Bäume die Gefahr von Überschwemmungen in den Bergregionen gebannt wird, was ja in Galicien eine gewisse Bedeutung hat.
Leider ist das ökologische System sehr komplex und einfache Maßnahmen (z.B. mehr Eukalyptusplantagen = Aufforstung brachliegender Flächen = mehr Rohstoff für Zellulose = hoher ökonomischer Ertrag) führen nicht automatisch zu mehr Nachhaltigkeit! Ökonomie vor Ökologie wie so oft?
Insgesamt ist der Anbau von Eukalyptusbäumen in Spanien ein kontrovers diskutiertes Thema. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Diskussion und die Maßnahmen in Zukunft entwickeln werden.
Und was hat das mit Deutschland zu tun?
Ich würde das gerne an einem Beispiel aufzeigen. Ich habe einen interessanten Artikel des Umweltbundesamtes gefunden, auf den ich mich im Folgenden beziehe. Es geht in dem Artikel darum, die Vorteile von Recyclingpapier darzustellen, aber er enthält aber auch wichtige Informationen über den Eukalyptusanbau. Das Thema Recyclingpapier ist nur ein Aspekt, an dem kurz dargestellt werden soll, wie auch unser Verhalten Auswirkungen auf die Entwicklung der Waldressourcen hat, aber auch was jeder Einzelne tun kann.
In dem Artikel wird dargestellt, dass Deutschland Europas größter Papierproduzent ist und bedeutendstes Papier-Exportland. Rund 75 Prozent der in Deutschland verarbeiteten Primärfasern stammen aus Importen. Damit ist der Umwelt belastendste Teil der Papierherstellung ins Ausland verlagert!
Herkunft des Holzes
„Es wird Holz aus der ganzen Welt importiert. Größte Zellstofflieferländer für die deutsche Papierindustrie sind derzeit Brasilien (1 Mio. t Eukalyptus-Kurzfaser), Finnland (0,5 Mio. t überwiegend Nadelholz Langfaser), Schweden (0,45 Mio. t überwiegend Nadelholz Langfaser), Portugal (2,5 Mio. t überwiegend Eukalyptus-Kurzfaser !!), Spanien( 0,27 Mio.t überwiegend Eukalyptus Kurzfaser) und Uruguay (80,23 Mio t. Eukalyptus Kurzfaser). Finnland, neben Schweden unser Hauptlieferant für Papier, importiert wiederum einen Teil seines Rohholzes aus Russland (4,9 Mio. t), wo für die Holzbeschaffung auch Urwälder eingeschlagen werden. Neben den nordischen, sind von der Zerstörung auch tropische Regionen betroffen.“
„Um der wachsenden Holznachfrage bei schwindenden Primärwäldern nachzukommen, werden zunehmend Plantagen angelegt. Auf diesen werden schnell wachsende Baumarten wie Eukalyptus angepflanzt, die bei kurzer Umtriebszeit hohe Erträge versprechen. Doch die Monokulturen laugen durch ihren einseitigen Nährstoffbedarf die Böden aus, sind empfindlich gegenüber Schädlingsbefall und Sturmschäden, verlangen hohe Pestizid- und Düngereinsätze und verschmutzen die Wasserressourcen und Böden. Auch die aktualisierte Ökobilanz kommt bei der Betrachtung der Holzherkünfte zu dem Schluss, dass, die Verwendung von Eukalyptusholz zu einem potenziell höheren Biodiversitätsverlust als die Verwendung von Laub- und Nadelholz aus Mittel- oder Nordeuropa führt. Insbesondere führt die Gewinnung von europäischem Eukalyptusholz zu einem höheren Biodiversitätsverlustpotential als die Verwendung von Eukalyptusholz aus Südamerika. In Südamerika besteht ein realistisches Risiko, dass der Primärwald für brasilianische Holzplantagen umgewandelt wird.“
Bedeutung des recycelten Papiers
2020 wurden 79,3 Prozent des Papiers nach Gebrauch wieder eingesammelt und überwiegend stofflich verwertet. An der Papier- und Pappe-Produktion machte Altpapier laut Aussage der Papierindustrie einen Anteil von 79 Prozent aus. Wie sieht nun die Bewertung zwischen Recycling und Frischfaserverwendung aus.
„Betrachtet wird der gesamte Produktionsprozess inklusive Vorketten: die Holzentnahme aus dem Wald, die Zellstoffproduktion und die Frischfaserpapierproduktion inklusive aller Transporte; sowie die Altpapiersammlung und -sortierung, das Altpapierrecycling und die Recyclingpapierproduktion inklusive aller Transporte.
Bei allen untersuchten Indikatoren schneidet Recyclingpapier besser ab als Frischfaserpapier. In der gesamten Produktion spart es durchschnittlich:
Neben den quantifizierbaren Umweltwirkungen berücksichtigt die Ökobilanz erstmals auch qualitative Aspekte wie Biodiversität, Landnutzungsänderungen und Kohlenstoffspeicherung in Wäldern. Denn der Druck auf die Wälder in Europa und weltweit nimmt zu.“
„Die Praxis zeigt, dass nur selten negative Erfahrungen mit Recyclingpapier gemacht werden. Insbesondere Recyclingpapiere mit Blauem Engel stehen qualitativ auf gleicher Stufe wie hochwertige Primärfaserpapiere. Sie haben aber auf der Preisebene mit Billigangeboten ohne Herkunftsangabe bzw. Primärfaserpapier aus Eukalyptusplantagen zu kämpfen, das mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Fasern aus Regionen mit Landnutzungsänderungen und Urwaldzerstörung enthält.“
Und was können wir Konsumenten tun?
Der Rückgriff auf recyceltem Papier wäre hier schon ein wichtiger Schritt, den jeder von uns tun kann. Denn im Segment der in Deutschland verbrauchten Büropapiere und auch der Hygienepapiere sind noch erhebliche Steigerungspotentiale für den Altpapiereinsatz vorhanden. Der Recyclingpapieranteil der in Deutschland verbrauchten Büropapiere liegt bei gerade einmal 18 Prozent! Während in nahezu allen anderen Papierprodukten der Einsatz an Recyclingfasern steigt, sinkt er bei den Hygieneprodukten Jahr für Jahr! Es liegt also auch an jedem einzelnen von uns, hier eine Veränderung zu bewirken. Es sind ja oft nicht die großen, sondern die vielen kleinen Schritte, die notwendig sind und da ist jeder Einzelne gefragt! Die Zertifizierung mit dem Blauen Engel gibt eine gute Hilfestellung bei der Auswahl der Produkte.
Auch Holzprodukte aus Eukalyptus wie Parkett, hochwertige Möbel, Sportgeräte könnte man vermeiden, ebenso wie Gartenmöbel, die weder nachhaltig sind noch wetter- und sonnenbeständig.