Aufstieg und Fall der Templer: ein Mythos, der nicht sterben will

Die meisten von uns kennen die Templer u.a. durch den Bestseller „Sakrileg“ von Dan Brown. Das Buch hat aber ehrlicherweise fast nichts mit der realen Geschichte der Templer zu tun. Außerdem spinnen sich auch einige Legenden und Verschwörungstheorien ohne stichhaltige Beweise um die Templer. Hier werden der Symbolismus, die Regeln und die Überzeugungen der Templer zweckentfremdet, um eigene moderne Ziele zu verfolgen.

Sie symbolisieren wohl etwas Exotisches, Sonderbares und Mysteriöses, das uns heute sowohl fremd als auch verlockend erscheint.

Daher ist es sinnvoll, hier eine kurze Geschichte der Templer zusammenzustellen.

Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon

Wer waren die Templer oder genauer die „Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem“?

 Nach dem Ersten Kreuzzug, als die muslimische Besatzung Jerusalems von der christlichen abgelöst wurde, gab es viele Pilger und Siedler, die in die Stadt zogen. Aber viele wurden auf dem Weg von Banditen überfallen und getötet. In Tagebüchern finden sich Beschreibungen von Leichen, die sich entlang der Straßen türmten, wo sie von Räubern überfallen und ermordet wurden. Um 1119 beschloss deshalb eine Gruppe von Rittern aus der Champagne eine Schutztruppe für Pilger zu gründen. Im Jahre 1125 erlebte der Orden den ersten Aufschwung durch den Beitritt des Grafen Hugo I. von Champagne, der ein Freund des Abtes Bernhard von Clairvaux gewesen war. Bernhard war Abt war ein bekannter Kreuzzugprediger und Kirchenlehrer. Er gilt als einer der bedeutendsten Mönche des Zisterzienserordens, für dessen Ausbreitung über ganz Europa er verantwortlich war. Nach anfänglicher Skepsis setzte er sich ab 1129 wortgewaltig für die Unterstützung des Templerordens ein, was für die Akzeptanz des Templerordens von großer Wichtigkeit war.

Die militärische Ausrichtung, die den Orden von Beginn an bestimmte, unterschied ihn von den beiden anderen religiösen Rittergemeinschaften des 12. Jahrhunderts, dem Johanniterorden und dem Deutschen Orden. Der Templerorden entwickelte sich zu einer elitären, paramilitärischen Einheit in den Armeen der Kreuzzüge. Wichtig war, dass er vom Papst bestätigt wurde.  Auf dem Konzil in Troyes wurden ihnen aber 1128 strenge Regeln auferlegt, die Bernhard von Clairvaux entworfen hatte und die den Klosterregeln der Zisterzienser nachgebildet waren.

Die Tempelritter wurden von einem Großmeister angeführt, unter diesem bestanden drei Rangfolgen: Ritter, Kapläne und dienende Brüder. Nur die Ritter durften die Ordenstracht, einen weißen Mantel mit achtspitzigem rotem Kreuz auf der linken Brustseite, tragen.

Die Ritter unterwarfen sich den drei großen Prinzipien des Mönchtums: Keuschheit, Armut und Gehorsam. Doch ihren Weg zu Gott wollten sie nicht in der friedlichen Abgeschiedenheit eines Klosters suchen, sondern auf dem Schlachtfeld.

Am 29. März 1139 wurde die Organisation der Templer von Papst Innozenz II. durch die Bulle „Omne datum optimum“ erneut bestätigt und der Orden wurde direkt dem Papst unterstellt. Dadurch bildete er faktisch einen Staat im Staat und war für weltliche Herrscher nahezu unantastbar. Die Templer waren der erste Orden dieser Art, der dann zum Vorbild für weitere Ordensgründungen wurde.

Auch wenn man bei den Templern von Mönchrittern sprach, waren die Mitglieder wie bereits gesagt weniger Mönche, obwohl sie ein mönchähnliches Leben führten, sondern mehr Ritter und Kämpfer. Zunächst waren sie besonders für die Sicherheit der Pilger zuständig, entwickelten sich aber dann zu einer wichtigen militärischen Macht während der Kreuzzüge.

 

Die Templer als wirtschaftliche Macht 

Schon in frühen Jahren erhielten sie zahlreiche materielle und finanzielle Spenden von Christen, die sich so Pluspunkte für ihr Seelenheil erhofften. Teilweise wurden den Templern ganze Güter vermacht. So bauten sie mit der Zeit ein Netzwerk aus Land- und Grundbesitz in Irland, England und Frankreich und in den Königreichen Spanien, Portugal, Italien, Ungarn, Deutschland und Zypern auf. Etwa 15.000 Ordensmitglieder verwalteten um die 9000 über ganz Europa verstreute Besitzungen (von denen nur ein geringer Teil eigenständige Komtureien/Niederlassungen waren). Die Besitzungen wurden streng ökonomisch verwaltet und sollten einen möglich hohen Gewinn erbringen. Außerdem waren die Templer nicht nur von der Steuer befreit, sondern durften selbst Steuern erheben. Der Orden häufte so mit der Zeit einen immensen Reichtum an Geld und Besitz an.

Zudem funktionierte der Orden auch als eine Art Kreditinstitut, indem er u.a. dem englischen und französischen König Geld verlieh – gegen Zinsen, was zwar verboten war, aber stillschweigend hingenommen wurde. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts machten die Templer Geldanleihen dann zu einer regulären geschäftlichen Betätigung und wurden zu einer europaweiten Finanzmacht. Sie unterstützten z.B. finanziell die Könige bei den Kreuzzügen, wenn diesen das Geld ausging.

Sie erfanden auch eine eigene Art der Kreditbriefe (Vorläufer der heutigen Reiseschecks). Wer einen Betrag in einer ihrer vielen Komtureien in Europa einzahlte, konnte man z.B. die gefährliche Reise ins Heilige Land bargeldlos antreten. Der Reisende konnte mit der entsprechenden Quittung unterwegs in den Besitzungen der Templer jederzeit Geld abheben. So war er davor geschützt, bei einem Überfall sein ganzes Geld zu verlieren.

Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon

Untergang der Templer

1291 gingen die Gebiete der Kreuzfahrer im Heiligen Land verloren und die Templer wurden aus dem Land geworfen. Sie mussten sich umorientieren, aber der französische König wollte die Templer aufgrund ihrer großen finanziellen Macht ganz vernichten. So wurden die Templer 1305 schwerer Vergehen bezichtigt – von Ketzerei, Götzenanbetung und sogar Sodomie war die Rede. Am 14. Oktober 1307 wurden sämtliche Templer verhaftet auch mit Unterstützung des Papstes. Sie wurden gefoltert und ihnen wurde z.T. über Jahre der Prozess gemacht.

Allerdings war lange Zeit nicht bekannt, dass Papst Clemens V. den Templern im Jahr 1308 die Absolution erteilt hatte, nachdem sich diese für allerlei Missstände in ihrem Orden entschuldigt hatten. Zugleich nahm er sie wieder in die Kirchengemeinschaft auf. Damit stand fest, dass die Templer keine Ketzer waren und der Pontifex den Orden, der ihm allein unterstellt war, reformieren und erhalten wollte. Der gesundheitlich angeschlagene Clemens V. residierte seinerzeit in Avignon. So war er aber dem Druck des mächtigen französischen Königs Philipp des Schönen ausgesetzt, der die Templer vernichten wollte und eine Verleumdungskampagne gegen den Ritterorden entfesselt hatte. Daher wagte es der Papst nicht, sein Urteil zu veröffentlichen.

So wurden die Templer auf Betreiben Philipp des Schönen weiterverfolgt, eingekerkert und gefoltert. Philipp dem Schönen ging es darum, das Vermögen der Templer an sich zu reißen und die Kirche durch die Zerschlagung des Ordens zu schwächen. Auch konnte er sich so einer drückenden Geldschuld entledigen, die er bei den Templern hatte. Über 1000 Ordensniederlassungen fielen an die Krone. 1312 wurde der Orden endgültig aufgelöst und der Großmeister Jacques de Molay auf der Île de la Cité in Paris lebendig verbrannt. Nachdem es keinen Orden mehr gab, war kein Prozess mehr möglich; es blieb bei Ermittlungsverfahren. Die verbleibenden Templer kamen bei anderen Orden unter.

Die Besitzungen der Templer gingen aber nur teilweise an die Krone. Denn der Papst machte einen Strich durch die Rechnung Philipps des Schönen. Clemens übertrug Güter der Ordensgemeinschaft offiziell an die Johanniter/Hospitaliter, die als Brüder der Templer im Geiste ihre Arbeit bis 1789 fortführten. In Spanien knüpfte der spanische Ritterorden von Montesa unmittelbar nach der Auflösung des Templerordens an dessen Geschichte an. Der Orden von Montesa wurde 1316 von Jakob II. von Aragón gegründet und mit den Gütern des Templerordens ausgestattet. Dieser Orden wurde zunächst hauptsächlich zu dem Zweck gegründet, den Templern Unterschlupf zu bieten.

Es gibt noch eine vollständige Burg des alten Templerordens in Europa – die Burg von Ponferrada in Spanien-, alle anderen wurden zwischenzeitlich zerstört. Allerdings finden sich sowohl in Frankreich als auch in Spanien noch zahlreiche Türme und Burgruinen.

 

Von de:Benutzer:Dietmar_Gikjohann at http://de.wikipedia.org/ - photo by de:Benutzer:Dietmar_Gikjohann, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1694223 Templerburg Ponferrada am Jakobsweg in Spanien
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