Puebla de Sanabria liegt auf einer Anhöhe über dem Zusammenfluss der Flüsse Tera und Castro. Diese strategisch günstige Lage machte den Ort im Laufe der Jahrhunderte zum Schauplatz vieler Schlachten.
Geschichte
Eine Pfarrkirche in Senapría wird erstmals im 7. Jahrhundert, also in westgotischer Zeit, erwähnt. Auf die islamische Eroberung (conquista) im 8. erfolgte die christliche Rückeroberung (reconquista) der Gebiete nördlich des Rio Duero im 9. und 10. Jahrhundert. Hier lag dann zunächst die Grenze zwischen der christlichen und muslimischen Einflusssphäre. (s. dazu auch die Kapitel über die Arabisierung Spaniens und die Reconquista)
Eine Urkunde des späten 10. Jahrhunderts erwähnt bereits eine Stadt mit Namen Urbs Senabrie, doch eine Burg (castillo) ist erst für das Jahr 1132 belegt. Alfons IX. stattete den Ort im Jahr 1220 mit städtischen Privilegien (fueros) aus.
Im 15. Jahrhundert lag die Herrschaftsgewalt über Puebla in den Händen verschiedener Grafen, darunter auch denen von Benavente, den Erbauern der mächtigen Burg.
Die Burg
Die Burganlage ist eine der besterhaltenen in Spanien. Sie stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und ist der Archetyp der mittelalterlichen Verteidigungsbauten. Das vom Grafen von Benavente errichtete Castillo de los Condes de Benavente steht in 960 m Höhe auf einer großen Fläche auf dem Gipfel des Hügels, an dem auch der Ort liegt und dominiert die Silhouette von Puebla. Die Burganlage ist komplett quadratisch angelegt und wurde fast vollständig restauriert. Sie ist durch eine Zugbrücke geschützt und in ihrem Zentrum steht ein großer Bergfried, von dem aus man einen herrlichen Blick auf die Stadt und das Umland hat. Das Innere der Burg kann besichtigt werden und es werden viele interessante Details über das Burgleben erläutert.
Die Kirche Nuestra Senora del Azogue
In der Nähe der Burg befindet sich die Pfarrkirche Nuestra Señora del Azogue vom Ende des 12. Jahrhunderts. Der gesamte Kirchenbau mitsamt dem Figurenschmuck des Portals besteht aus behauenem Granitstein.
Bedeutendster Bauteil ist das erhöht liegende und nur über einen Treppenaufgang erreichbare spätromanische Westportal mit seinen vier erhaltenen Gewändefiguren, den Kapitellen und den Archivoltenbögen. Bei der Ausführung auf den ersten Blick eher klobig und ‚primitiv‘ wirkenden Figuren wurde sehr viel Wert auf Details (Haare, Gewänder etc.) gelegt. Die beiden Figuren im rechten Portalgewände sind durch ihre kronen-artige Kopfbedeckungen als König bzw. Königin charakterisiert; die Figuren auf der linken Seite sind dagegen barhäuptig. Drei der vier Figuren tragen Gefäße oder ähnliches in den Händen, die als Gaben oder Geschenke gedeutet werden können. Die sechs Kapitelle zeigen unterschiedliche Motive – darunter kleine Figuren sowie vegetabilische Formen oder beinahe geometrisch aussehende Flechtbänder.
Zur Ausstattung gehören ein teilweise figürlich gestaltetes romanisches Taufbecken und eine ungewöhnliche schmiedeeiserne Kanzel mit einem geschnitzten Baldachin aus dem 18. Jahrhundert.
Das Stadtensemble
Der Ort wurde zum Historischen Ensemble erklärt. Ein Großteil der Stadtmauer ist noch erhalten. Der Ort verfügt in seinen steilen Gassen über zahlreiche Herrenhäuser und -sitze, die mit Steinwappen geschmückt sind, etwa das Rathaus aus dem 15. Jahrhundert, das an der Plaza Mayor steht. Das Zentrum besticht mit seinen traditionellen, mit Schiefer bedeckten massiven Steinhäusern und den hölzernen Balkonvorbauten. Der mittelalterliche Stil ist im ganzen Ort erhalten. Beim Spaziergang durch das Ortszentrum fühlt man sich in eine andere Epoche versetzt.
Außer seinem schönen Kern genießt der Ort auch eine privilegierte Umgebung, denn sein Gemeindegebiet liegt in der Nähe des Naturparks Sanabria-See. Dieser 368 Hektar große und 55 m tiefe See ist Spaniens größter eiszeitliche Gletschersee.