Weinbau in Spanien

Via de la Plata, Camino del Norte, Camino Primitivo, Via Tolosana, Camino de Levante

Auf jedem der verschiedenen Pilgerwegen wandern wir durch eines der zahlreichen Weinbaugebiete Spaniens. Ich kann mich an so manch schöne Stunden auf der Terrasse eines Restaurants erinnern, ein Glas Wein vor sich und die Erlebnisse des Tages Revue passieren lassend. Welch ein Genuss!

Aber dann tauchen auch oft Fragen auf. Kommt der Wein aus dieser Region? Wie wird er bezeichnet? Gibt es hier mehr roten oder weißen Wein? Welche Weinsorten gibt es eigentlich in Spanien?

Also dachte ich, ein kleiner Überblick über das Weinland Spanien, seine Rebsorten, seine Weinerzeugnisse und seine Weinregionen wäre doch ganz interessant, zumal ich feststellen musste, dass für mich, eine „Hobbyweintrinkerin“, vieles dabei war, was ich bislang nicht wusste.

vitalytitov / Depositphotos)

Die Geschichte des spanischen Weinanbaus


Es ist nicht hundertprozentig geklärt, wann der Weinanbau in Spanien begann. Einige Quellen sprechen von Funden von Traubenresten auf der iberischen Halbinsel bereits 4000 Jahre vor Christus.

Als wahrscheinlichste Theorie gilt jedoch, dass die Phönizier vor 3000 Jahren das heutige Cádiz in Andalusien gründeten und dort mit dem Weinanbau und Handel begannen. Später zog es sie außerdem landeinwärts und die Phönizier kultivierten auch im heutigen Jerez Wein, welcher durch das warme Klima Andalusiens seine typische starke und süße Note bekommt. Zudem hatte und hat spanischer Wein den Vorteil, dass er auch lange Reisen ohne schal zu werden überstand, was dem Händlervolk besonders zu Gute kam. Aufgrund dieser Tatsache und durch die gut vernetzten Handelswege der Phönizier wurde spanischer Wein bald zu einem Exportschlager im Mittelmeerraum sowie in Nordafrika.

Im Rahmen der Punischen Kriege übernahmen die Römer in Spanien die Macht, setzen aber die Weinproduktion fort. Durch die neuen Einflüsse und Techniken der Römer, die der Flüssigkeit beispielsweise Harze oder aromatische Essenzen zufügten und diese in Amphoren lagerten, erhielt spanischer Wein um den Beginn der christlichen Zeitrechnung einen ganz eigenen, fruchtigen Geschmack teilweise mit einem rauchigen Aroma.

Nach dem Untergang Roms im fünften Jahrhundert n. Chr. und dem damit verbundenen Einfall der Muslime verlor der Weinanbau in Spanien an Bedeutung, vor allem weil Araber aufgrund ihres muslimischen Glaubens keinen fermentierten Alkohol trinken durften. Der bedeutende Wirtschaftszweig des Weinanbaus fand mit dem Einfall der Mauren ein jähes Ende. Diese rodeten weite Teile der bestehenden Flächen. Die übrig gebliebenen wurden zur Produktion von Rosinen genutzt und als Grundlage für die Destillation, welche die Mauren erfunden hatten. Doch nutzten sie die Destillate ausschließlich zur Erzeugung von Duftstoffen und ätherischen Ölen. Der Weinanbau wurde allerdings nie vollständig eingestellt. Die muslimischen Herrscher erlaubten den spanischen Christen zumeist, ihre Kultur fortzuführen.

Im Verlaufe der Reconquista ab dem 11. Jahrhundert entwickelte sich die Herstellung spanischen Weins dann wieder stetig weiter, was vor allem den Mönchen zu verdanken war, die die Weintradition Spaniens wiederaufleben ließen. Der Neubeginn des Weinanbaus entstand vor allem rund um die große Zahl der Klöster. Wein wurde wieder ein bedeutender Wirtschaftszweig, zumal ab dem 16. Jahrhundert Unmengen an Wein in die eroberten amerikanischen Kolonien verschifft wurden, noch bevor der Weinanbau dort große Ausmaße annahm. Ein wichtiger Abnehmer wurde zudem England, das vor allem die alkoholverstärkten Weine aus Jerez (Sherry) und Málaga importierte.

Im 19. Jahrhundert erfuhr die Weinindustrie in Nordeuropa dann einen Rückschlag, diesmal jedoch nicht durch menschliche Hand. Vielmehr bedrohte die Reblaus zahlreiche Ernten und vor allem französische Winzer sahen keine andere Möglichkeit, als sich südlich der Pyrenäen anzusiedeln.  Die Hochburg der französischen Winzer war Navarra. Die Rioja aber hat große Teile der Bordelaiser Weinbautechniken übernommen und stieg damit zur bekanntesten Weinbauregion Spaniens auf. Die französischen Winzer brachten verschiedene Rebsorten sowie Techniken nach Spanien, wodurch sich spanischer Wein erneut weiterentwickelte. Auch hatten viele spanische Winzer ihr Handwerk in Bordeaux gelernt,

Als die Reblaus dann auch die iberische Halbinsel erreichte, war bereits eine Lösung gefunden, den Schädling zu bekämpfen. Zur Bekämpfung wurden Reblaus resistente „Unterlagsreben“ aus Amerika mit einheimischen Edelreisern gepfropft (veredelt) So blieben viele Weinberge verschont.

Im 20. Jahrhundert sorgten dann der Erste und Zweite Weltkrieg für einen Stillstand der spanischen Weinindustrie. Diese erholte sich erst in den Fünfzigerjahren wieder – jedoch rapide. Zahlreiche Pioniere arbeiteten hart daran, den spanischen Weinanbau zu revolutionieren, Gesetze zu schaffen, um Qualität zu garantieren, sowie die neusten Techniken einzuführen. In Folge des spanischen Bürgerkriegs und der Machtübernahme Francos litt der Weinbau erneut. Rebflächen wurden in großem Umfang verwüstet und viele Kellereien zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte nur schleppend. Erst nach dem Beitritt Spaniens zur Europäischen Union 1986 erfolgte der Neubeginn des Weinbaus in Spanien. Vorhandende Weinbaubetriebe wurden modernisiert, neue  Weingüter gegründet und nach und nach wurde wieder an alte Erfolge angeknüpft. Heute gehört Spanien zu den dynamischsten Weinbauländern der Welt. Dazu tragen auch die rund 600 Rebsorten bei, die in Spanien angebaut werden und von denen viele teils nur lokal vorhandene autochthone Sorten immer wieder für Aufmerksamkeit sorgen. Sie sorgen auch dafür, dass es ein zunehmendes Bewusstsein für die notwendige genetische Vielfalt in den Weinbergen gibt.

Größe der Weinbaugebiete

Unter den rund 100 Weinbau betreibenden Ländern der Welt nimmt Spanien seit vielen Jahren den ersten Platz ein, wenn es um die Anbaufläche (!) geht. 1,2 Millionen Hektar und damit rund das Zehnfache der Fläche der deutschen Anbaugebiete stehen dort unter Reben. Zum Vergleich: In Frankreich sind es nur 792.000 Hektar und in Italien 690.000 Hektar. In den vergangenen Jahren konnte nur China aufholen und setzte sich mit 799.000 Hektar Rebanbaufläche damit sogar noch vor Frankreich. Auch mengenmäßig liegt das Land ganz weit vorne und streitet sich Jahr für Jahr mit Frankreich und Italien um die Spitzenplatzierung in dieser Kategorie. Qualität und Quantität der Erzeugnisse sowie Anbaugebiete unterscheiden sich stark, was nicht zuletzt an großen klimatischen Unterschieden liegt. Oft wird davon gesprochen, dass die Weine in Spanien mehr Masse statt Klasse sind, was sicher teilweise zutrifft s. auch die Graphik. Aber es gibt natürlich auch als hervorragend klassifizierte Weine, wobei es hier meist um die Rotweine handelt.

Klima und Bodenverhältnisse

Nach Albanien und der Schweiz ist Spanien das gebirgigste Land Europas. Erhebungen und Täler, oft von Flüssen durchzogen, bestimmen die Landschaft. Die Flüsse wie Duero, Ebro und Tajo sind dabei von großer Bedeutung für den Weinbau. Zum einen wirken sie sich auf das lokale Klima aus, zum anderen liefern sie das Wasser für die Weingärten.
Von Norden nach Süden lässt sich Spanien grob in drei Klimazonen gliedern: Den kühlen, „grünen Norden“ mit recht großen Niederschlagsmengen, heißen Sommern und kalten Wintern. Dazu zählen Aragonien, Galizien, Katalonien, Navarra und La Rioja. Darunter schließt sich das Zentralplateau an, dessen Klima von heißen Sommern und sehr kalten Wintern sowie durchgängiger Trockenheit geprägt ist. Zu diesem Bereich zählen die Weinbauregionen Extremadura und La Mancha. Schließlich folgt im Süden die Küstenregion, in der es ebenfalls wenig Niederschläge gibt, dafür aber kühlende Meeresbrisen, die die Hitze im Sommer mildern. Zu dieser dritten Klimazone gehören die Weinbaugebiete Andalusien, Katalonien und Levante.
Einen Sonderfall stellen die spanischen Inseln dar. Auf den Balearen und den Kanaren herrschen wieder andere klimatische Bedingungen vor, die denen an der Küste zwar ähneln, oft gibt es aber deutlich mehr Wind.

lesniewski stock.adobe.com

Die wichtigsten Weinbaugebiete Spaniens

vino-culinario.de/weinbau-weinkultur/weinregionen/spanien. Hier findet man eine genaue Beschreibung der Regionen und ihres Weinanbaus!

Anbaugebiet

Rebfläche (ha)

Weinerzeugung (hl)

Anteil rot (%)

Anteil weiß (%)

Andalusien / Andalucía

32.054

774.452

5,6

94,4

Aragonien / Aragón

33.729

1.252.450

87,2

12,8

Asturien / Asturias

104

2.277

89,1

10,9

Baskenland / País Vasco

13.481

651.788

86,2

13,8

Extremadura

78.323

2.707.147

32,4

67,6

Galicien / Galicia

30.120

357.442

14,1

85,9

Kantabrien / Cantabria

106

k.A.

39,3

60,7

Kastilien-La Mancha / Castilla

409.969

23.929.148

47,0

53,0

Kastilien und León / Castilla-y-León

72.364

2.090.555

58,4

41,6

Katalonien / Cataluña

51.908

2.393.278

24,4

75,6

Madrid

11.255

72.813

14,1

85,9

Murcia

22.774

854.905

95,8

4,2

Navarra

17.015

750.712

88,3

11,7

La Rioja

40.081

2.046.015

91,6

8,4

Valencia

57.677

2.343.588

73,6

26,4

Balearische Inseln / Baleares

1.718

26.831

58,0

42,0

Kanarische Inseln / Canarias

10.878

22.435

34,9

65,1

Alle Anbaugebiete

883.558

40.275.836

57,7

42,3

Datenquellen:
Ministerio de Agricultura, Pesca y Alimentación DATOS CAMPAÑA 2020/2021 + Entrada de Uva (Asturien + Kantabrien) / K. Anderson, N. R. Aryal: Database of Regional, National and Global Winegrape Bearing Areas by Variety, Wine Economics Research Centre, University of Adelaide, revisierte Auflage 2017

zitiert aus: vino-culinario.de/weinbau-weinkultur/weinregionen/spanien.

ps.wein.de Weinbauland Spanien

Weinsorten und Qualitätsstufen

 Vor allem die einheimischen spanischen Rebsorten werden von den Winzern bevorzugt. So beharren die Spanier seit Jahrhunderten auf ihren eigenen Rebsorten gegen den allgemeinen weltweiten Trend. Das gilt für die Weißweine wie für die Rotweine. Auch Rebsorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon und Chardonnay werden schon seit vielen Jahren in den spanischen Regionen angebaut. Doch die heimischen Sorten gehören nach wie vor zu den Favoriten.

Die fünf wichtigsten spanischen Rebsorten

Airén:

Ca. 250’000 Hektar. Angepflanzt vor allem für einfache Weine, Brandy und medizinischen Alkohol. Hauptanbaugebiet ist die Meseta im Zentrum Spaniens.

Tempranillo (Cencibel, Tinto del País, Tinto del Toro):

Ca. 200’000 Hektar. Spaniens wichtigste rote Rebsorte, die unter anderem die Weine der Rioja, des Toro und der Ribera del Duero prägt.

Bobal:

rund 70’000 Hektar. Die auch als Grenache noir oder Cannonau bekannte Sorte ist eine der wichtigsten des Südens und zeigt sich vor allem in der Region um Madrid in großer Form.

Garnacha tinta:

Die Gran Reserva ist mindestens 60 Monate alt und hat davon mindestens 18 Monate im Fass verbracht.

Monastrell (Mataró):

rund 60’000 Hektar. In Frankreich auch als Mourvèdre bekannt, gehört die sehr dunkle Sorte ebenfalls zu den wichtigsten südlichen roten Rebsorten. Sie prägt viele Weine aus Valencia, Yecla und Jumilla.

Spanischer Wein kann nicht nur verschiedenen Regionen, sondern auch unterschiedlichen Reifegraden und Qualitätsstufen zugeordnet werden.

Reifegrad spanischer Weine

Joven:

Ein junger Wein, der bereits im Jahr nach der Ernte verkauft wird. Der Wein wird oft im Edelstahl ausgebaut. Wenn er im Holzfass ausgebaut wird, dann höchstens für sechs Monate.

Crianza:

Ein Wein, der mindestens 24 Monate Reife im Weingut hatte, sechs davon im Fass, 18 Monate auf der Flasche.

Reserva:

Dieser Wein muss mindestens 36 Monate gereift sein, davon mindestens zwölf Monate im Fass.

Gran Reserva:

Die Gran Reserva ist mindestens 60 Monate alt und hat davon mindestens 18 Monate im Fass verbracht.

Qualitätsstufen

  • Vino (de Mesa)

Die Einstiegsstufe in Spanien ist der „Vino de Mesa“. Er ist vergleichbar mit Tafelwein und unterliegt kaum Regeln. Auf dem Etikett eines Vino de Mesa finden Genießer keine Angabe zur Herkunft des Weines und ebenfalls keinen Hinweis auf die verwendeten Rebsorten.

  • Vino de la Tierra

Auf den Vino de Mesa folgt der „Vino de la Tierra“. Adäquate Vergleichsweine sind in Deutschland der Landwein und in Frankreich der Vin de Pays.Ein Vino de la Tierra, kurz VdlT, stammt aus einem der rund 42 V.T.-Gebiete innerhalb Spaniens. Hierzu gehören beispielsweise Cádiz in Andalusien, Extremadura und Mallorca.

  • Denominación de origen

Die nächste Qualitätsstufe in Bezug auf die Herkunft spanischer Weine ist die „Denominación de origen“, kurz D.O. genannt. Hier stammt der Wein aus einer der 62 D.O.-Regionen Spaniens.  Zu den berühmten Anbaugebieten mit D.O.-Klassifikation gehören Cariñena, Bierzo, Jumilla, Navarra, Rías Baixas und Toro.

  • Denominación de origen calificada

Eine Stufe über den D.O.-Weinen stehen Tropfen aus einer spanischen „Denominación de origen calificada“. Diese Herkunftsbezeichnung weist darauf hin, dass es sich um eine besonders prestigeträchtige Region handelt. Aktuell gibt es in Spanien nur zwei D.O.Ca.-Regionen: La Rioja und Priorat.

  • Vino de Pago

Zusätzlich zu den bereits genannten Qualitätsstufen und Herkunftsbezeichnungen gibt es in Spanien seit 2003 den „Vino de Pago“. Hierbei handelt es sich um die höchste Qualitätsstufe, für welche sich nur rund 18 Weingüter qualifizierten. Die Weine stammen aus einzelnen Lagen. 

 

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