Armagnac – der ältere Bruder des Cognac

Via Podiensis

Geschichte und Herkunft

Auf der Via Podiensis kommen wir auch durch das Baise-Armagnac zur Stadt Condom, die auch häufig Condom-en-Armagnac genannt wird, und in der Region liegt, in der der berühmte Armagnac hergestellt wird.

Armagnac wird oft als kleiner Bruder der berühmteren Cognac bezeichnet. Allerdings reicht die Cognac-Herstellung nur in das 17. Jahrhundert zurück. Das Brennen von Armagnac hingegen wurde bereits 1461 urkundlich erwähnt, als im Gebiet des heutigen Département Landes eine Brennerei seine Erzeugung genehmigt wurde. Ab 1909 ist der Armagnac als geschützte Herkunftsbezeichnung mit AOC (Appellation d´origine controlée) eingetragen.

Für diese frühe Kultur der Branntweinherstellung waren drei Kulturkreise verantwortlich: die Römer mit ihren Weinbaukenntnissen, die Gallier mit ihrer Handwerkskunst der Fassherstellung und die Mauren mit der Destillationstechnik. Zu dieser Zeit wurde Armagnac noch als Medizin verwendet und hauptsächlich schmerzlindernd und desinfizierend eingesetzt. Der Name des Weinbrands leitet sich von seiner Ursprungsregion ab, der alten Grafschaft Armagnac.

Das Anbaugebiet für Weintrauben, die zur Armagnac-Produktion genutzt werden, ist auf rund 15.000 Hektar begrenzt. Es umfasst Teile der Departements Gers, Landes und Lot-et-Garonne. Das Gebiet wird dabei in drei weitere Bereiche unterteilt, anhand derer die Lage der Weinberge bezeichnet wird:

  • Bas-Armagnac (niedriges Armagnac)
  • Haut-Armagnac (hohes Armagnac)
  • Armagnac-Ténarèze
https://gentlemans-attitude.de/genuss/armagnac/

Herstellung und Kategorien

Der Wein wird in kupfernen, geschlossenen Brennblasen durch einen einzigen Brennvorgang destilliert. Hierin besteht der Unterschied zum Cognac, der nach der Methode der Destillation Charentaise zweimal in aufeinanderfolgenden Durchgängen gebrannt wird.

Bei der Méthode Armagnac werden dagegen Rohbrand und Feinbrand in einem einzigen Brennprozess kombiniert. 

Die Lagerung erfolgt in Fässern mit 225 bis 420 Liter Inhalt, die aus der typischen Gascogner Schwarzen Eiche hergestellt werden. Für die Fertigung der Holzfässer aus der Steineiche der Gascogne wird das Holz sechs Jahre lang gelagert, bevor es verarbeitet wird. Im Gegensatz zu den oft uralten Cognac-Fässern, die immer wieder neu eingesetzt werden, benutzt man für den Armagnac für jede Ernte neue Fässer. Dieses Holz verleiht dem Branntwein sein unverwechselbares Bukett und seine typische Bernsteinfarbe.

Sobald der Armagnac das richtige Alter – mindestens ein Jahr, in der Regel sechs bis acht Jahre – erreicht hat, wird er in die traditionelle bauchige Flasche mit dem langen Hals – ähnlich einem fränkischen Bocksbeutel – abgefüllt.

Beim Armagnac ist seit 2010 die Einteilung in vier Kategorien gebräuchlich:

(1) V.S./*** (Very Special/trois étoiles, drei Sterne),

(2) V.S.O.P (Very superior old pale),

(3) X.O./Hors d’Âge (Extra Old/extra alt) sowie

(4) Millésime.

Armagnacs der Kategorie (1) sind am jüngsten und mindestens ein Jahr lang im Eichenfass gereift, die Klasse (2) verspricht mindestens vier Jahre, die Klasse (3) mindestens 10 Jahre Reifung. Bei Blends (Verschnitten) wird die Kategorie anhand des jüngsten enthaltenen Bestandteils des fertigen Armagnacs bestimmt. Die Bezeichnung Millésine kennzeichnet hingegen, dass der Armagnac aus Weinen eines einzigen Jahrgangs gebrannt wurde, was aber relativ selten vorkommt.

Von <a href="//commons.wikimedia.org/wiki/User:Jibi44" title="User:Jibi44">Jibi44</a> - <span class="int-own-work" lang="de">Eigenes Werk</span>, CC BY-SA 3.0, Link

Prestigeproblem

Die hohe Qualität, die handwerklich einwandfreie Herstellung, die strenge Reglementierung, der Export in immerhin 132 Länder und die im Gegensatz zu Cognac deutlich geringere Produktionsmenge würden den Armagnac eigentlich zu einem begehrten Luxusprodukt prädestinieren, tatsächlich aber leidet er seit den Nachkriegsjahren unter deutlichen Prestigeproblemen. Damals war er besonders begehrt und verzeichnete eine extrem hohe Nachfrage, was schließlich zu einem Verfall der Qualität, zu einem Ruin des Images und im Bewusstsein der Verbraucher dazu führte, Armagnac als kleinen oder schlechteren Cognac anzusehen – eine Ansicht, die teilweise noch heute vorherrscht.

 

Wie trinkt man ihn am besten?

  1. Als Digestif am Ende einer Mahlzeit

Die alten Armagnacs werden meistens als Verdauungsschnaps nach einer Mahlzeit pur getrunken.
Es wird empfohlen, ihn bei Raumtemperatur zu trinken, vorzugsweise aus einem kleinen Glas (6 bis 9 cl), das nach oben hin leicht geschlossen ist, damit sich die Aromen unten im Glas konzentrieren. Sie können das Glas auch in der Hand wärmen, damit sich die Aromen voll entfalten.

  1. Frappé

Die weißen Armagnacs oder Hauts-Armagnacs können wie alle weißen Schnäpse pur getrunken werden: Stellen Sie die Flasche vor dem Servieren kurz in den Kühlschrank oder servieren Sie ihn im Glas „on the rocks‟ (mit Eiswürfeln).

  1. Als Longdrink

Man kann die Armagnacs auch als Longdring trinken. Dazu werden sie mit stillem oder kohlensäurehaltigem Wasser, einem Softdrink oder Fruchtsaft zum Cocktail verlängert.

 

  1. Was ich schon von meinen Eltern kannte und auch selber liebe ist „Pflaumen in Armagnac“. Hmm welch ein Genuss! Man kann ihn auch selber machen:

2 Kilo Pflaumen waschen, entsteinen und vierteln, mit 400 Gramm Kandis in einem Glas schichten und mit einer Flasche Armagnac übergießen und verschließen. Mindestens 8 Wochen durchziehen lassen, als Likör anbieten—-aber viel besser: nach einem deftigen Essen über Walnußeis servieren.

 

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