Via Podiensis
Der Pont Valentré (okzitanisch Pont de Balandras) ist eine Brücke, die den Fluss Lot im Westen von Cahors überquert. Mit ihren drei befestigten Türmen, den sechs Bögen und den mit spitzen Bastionen bewehrten Pfeilern bildet sie ein außergewöhnliches Beispiel eines mittelalterlichen Verteidigungsbauwerkes.
Cahors liegt auf einer Halbinsel in einer engen Flussschleife des Lot, der die Stadt im Westen, Süden und Osten umgibt. Von den drei Brücken, die den Zugang zur Stadt im Mittelalter schützten, steht heute nur noch der Pont Valentré. Die Brücke wurde in der Zeit der englisch-französischen Kriege erbaut und ist eines der wenigen Beispiele von Militärarchitektur aus dieser Epoche, die heute noch existieren. Sie wird als eine der schönsten befestigten Brücken des Mittelalters angesehen. (s. auch Artikel „Der Hundertjährige Krieg“)
Beschreibung
Die geschwungene Brücke erreicht mit ihren sechs gotischen Spitzbögen von durchschnittlich je 16,50 Metern Breite eine Länge von 138 Metern. Zusammen mit zwei weiteren schmalen Bögen, die sich über den Ufern erheben, ist sie 172 Meter lang. Die fünf im Wasser stehenden, 6 Meter breiten Pfeiler besitzen mit Zinnen bewehrte dreieckige Vorsprünge. Die Fahrbahn hat eine Breite von 6 Metern. Drei quadratische Türme versperren den Weg und erheben sich 40 Meter über dem Wasser, die Straße führt durch spitzbogige Durchfahrten in ihren Füßen. Diese konnten mit Fallgattern und Toren versperrt werden, so dass keine Schiffe hindurchfahren konnten. Die Türme sind ebenfalls mit Zinnen sowie Reihen von Wurf- und Gussöffnungen versehen. Schießscharten in Form eines Doppelkreuzes dienten der Aufstellung von Bogenschützen. Der Zugang zum ersten Obergeschoss der Brückentürme erfolgt über zinnenbewehrte Steintreppen, die übrigen sind innen über hölzerne Treppen erreichbar.
Zwei Barbarkane (bei mittelalterlichen Befestigungswerken ein dem Festungstor vorgelagertes Außenwerk) schützten den Zugang, jedoch ist nur die auf der östlichen Seite erhalten. Die äußere westliche Torburg wurde im 18. Jahrhundert abgerissen. Sie reichte bis an die Felsabhänge der anschließenden Hügel, der Zugang erfolgte durch ein Tor auf der Südseite. In ihr war eine der Jungfrau Maria geweihte Kapelle untergebracht.
Geschichte
Möglich wurde die Brücke durch das starke Selbstbewusstsein seiner aufstrebenden Bürgerschaft. Im Spätmittelalter wählten die sogenannten „Caorsins”,
lombardische Bankiers,reiche Kaufleute und Händler die Stadt Cahors als ihren Stützpunkt in Südfrankreich. Indem sie sich über kirchliche Verbote hinwegsetzten, bescherten sie der Stadt unermesslichen Reichtum. Ihre Macht im 13. und 14. Jh. ist auch heute noch an den reichen Hausfassaden der Hauptachsen der Altstadt erkennbar. Die zuvor tonangebenden Bischöfe wurden von den Konsuln als neue Stadtherren abgelöst.
Die Stadtväter wollten ihre Reichtümer besser absichern. Jacques Arnaud Duèze, Sohn eines einheimischen Bankiers und Bischof von Fréjus (der spätere Papst Johannes XXII.) überredete am 17. Juni 1308 die Stadtväter, eine wehrhafte Brücke über den Fluss zu schlagen. Ihre Aufgabe sollte die einer Festung sein und Cahors gegen Angriffe aus südlicher Richtung absichern. 1308 begann man mit dem Bau. Erst 1355 konnten Pilger und Kaufleute die Brücke über den an dieser Stelle 138 Meter breiten Lot erstmals passieren. Der Bau wurde frühestens 1378 vollendet. Zwischen 1867 – 1879 wurde die Brücke saniert und renoviert.
Mit der Festung wollte man sich auch gegen Angriff der beiden Kriegsparteien des Hundertjährigen Krieges, den Engländern und Franzosen, zur Wehr setzen. Allerdings hat keine Partei die Stadt je angegriffen. Und doch wurde sie zum Spielball der Mächte. Denn im Friedenvertrag von Brétigny 1360 überließen die Franzosen den Engländern die Gascogne, das Limousine und Calais und verzichteten auf die Souveränität über die Gebiete. Als Gegenleistung verzichtete der englische König Eduard III. auf den französischen Thron. Da aber beide Seiten den Vertrag nicht bestätigten, setzte sich der Krieg 1369 wieder fort. Cahors kam erst 1428 wieder an Frankreich. Sein Reichtum war dann allerdings dahin.
Legende
Entnervt von dem langsamen Fortgang der Arbeiten schloss der Baumeister einen Pakt mit dem Teufel. Dieser sollte seine gesamten Fähigkeiten in den Dienst des Baus stellen. Befolgte er alle ihm gegebenen Befehle, würde der Baumeister ihm seine Seele verschreiben. Die Brücke wuchs schnell empor, und mit dem Ende der Arbeiten nahte die Zeit für die Bezahlung. Um seine Seele zu retten und nicht die Ewigkeit in den Feuern der Hölle verbringen zu müssen, forderte der Meister den Teufel auf, für den letzten Mörtel mit einem Sieb Wasser für die Arbeiter zu holen.
Natürlich war der Teufel dazu nicht in der Lage und konnte so seinen Vertrag nicht erfüllen. Er beschloss, sich zu rächen und erschien nun jede Nacht, um den Schlussstein aus dem mittleren Turm, der auch Teufelsturm genannt wird, herauszubrechen, sodass die Maurer ihn am nächsten Tag immer wieder ersetzen mussten.Im Zuge von Restaurierungsarbeiten an der Brücke fügte der Architekt Paul Gout 1879 in dieser Lücke einen behauenen Stein ein., um an die alte Legende zu erinnern. Dieser Stein zeigt den Dämon, wie er vergeblich versucht, den Stein herauszureißen – seine Klauen bleiben im Zement stecken.
Auf dem Jakobsweg führt unser Weg über die Brücke und hinauf auf die Kalkhochfläche der Quercy Blanc. Es ist ein steiler Aufstieg über viele Stufen und steile Wege. Von oben hat man allerdings noch einmal einen grandiosen Blick auf die Altstadt von Cahors und die Brücke von Valentré.