Der berühmteste Bürger Figeacs ist sicher Jean-Francois Champollion (1790 – 1832), gelang ihm doch vor 200 Jahren die Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen.
Champollion wurde als siebtes von achten Kindern des Buchhändlers Jacques Champollion und seiner Ehefrau Jeannne-Francoise Gualien im Jahr 1790 in Figeac geboren. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Aber er war ein Sprachgenie. So lernte er als Jugendlicher schon sechs Sprachen – Latein, Griechisch, Hebräisch, Arabisch, Syrisch und Aramäisch und mit 17 Jahren noch Koptisch und Persisch. Von 1807-09 studierte er in Paris Arabisch, Persisch und Koptisch. 1810 wurde er mit 19 Jahren Professor für Geschichte des Altertums an der Akademie in Grenobel. Nach politischen Wirren und seiner Ämter beraubt reiste er im Jahr 1821 wieder nach Paris, wo er sich vor allem auf Übersetzungen konzentrierte.
Fasziniert durch den Ägyptenfeldzug Napoleons und die archäologischen Funde fing Champollion schon 1808 an, sich mit einer Kopie der Schriften des Rosette-Steines zu beschäftigen. Den Stein von Rosette hat er allerdings nie in natura sehen können, da die monumentale Tafel nach dem erzwungenen Rückzug Napoleons von den Engländern beschlagnahmt wurde und im British Museum in London landete. Dort ist sie heute noch zu besichtigen.
Das Besondere an dem bei Napoleons Feldzug in Ägypten gefundene Stein von Rosette ist, dass er quasi eine Übersetzungsanleitung enthält. Der Stein besteht nämlich aus drei Teilen. Auf dem über eine Dreivierteltonne schweren Block aus granitähnlichem Gestein befindet sich eine fragmentarische Inschrift in drei verschiedenen Schriften – dem Altgriechischen ebenso wie zwei damals unlesbaren Schriftsystemen, dem Demotischen sowie den ägyptischen Hieroglyphen. Oben sind ägyptische Hieroglyphen – damals noch als Sakralschrift von ägyptischen Gelehrten genutzt –, in der Mitte ist die ägyptische Gebrauchsschrift Hieratisch für die altägyptische Sprache Demotisch und unten ist eine Übersetzung in das in der Verwaltung gebräuchliche Altgriechische.
In den letzten Zeilen des griechischen Textes versteckte sich die Sensation. Dort war zu lesen, dass der Beschluss in drei Schriften aufgeschrieben werden sollte. Somit war klar, dass das, was in Hieroglyphen und Demotisch zu sehen war, den gleichen Inhalt wie der griechische Text haben musste.
Seine Kenntnisse vor allem der koptischen Schrift – es handelt sich dabei um die letzte Vertreterin einer sonst ausgestorbenen ägyptischen Sprachenfamilie, zu der auch die Sprache der Pharaonen zählte – halfen ihm bei der Entschlüsselung.
Nach Meinung Champollions war das bis heute existierende Koptisch die späteste Form der altägyptischen Sprache und somit wesentlicher Anhaltspunkt zur Entschlüsselung der hieroglyphischen Schrift. Sein Verständnis der koptischen Sprache ist somit ein Teil seines späteren Erfolges.
Außerdem kennt Champollion die Arbeiten der anderen Gelehrten mit all ihren richtigen Erkenntnissen und auch Fehlern. So hatte der englische Physiker Thomas Young kurz zuvor nachgewiesen, dass die oval umrundeten Hieroglyphen (“Kartuschen”) Königsnamen enthalten. Young gelang bereits die Entzifferung des griechischen Herrschernamens Ptolemäus. Doch er ging wie viele andere Gelehrte davon aus, dass die Hieroglyphen eine symbolische Bilderschrift sein müssten und scheiterte daher an der vollkommenen Entzifferung.
Erst Champollion bricht mit der allgemeinen Annahme, Hieroglyphen seien eine rein symbolische Bilderschrift. Eine recht einfache Überlegung bringt ihn in eine andere Richtung.
Der hieroglyphische Teil auf dem Stein von Rosette enthält mehr hieroglyphische Zeichen, als Worte im griechischen Teil zu finden sind. Wie soll da jedes Zeichen einer ganzen Idee, einem ganzen Wort entsprechen? Außerdem werden innerhalb des hieroglyphischen Textes auf dem Stein von Rosette die hieroglyphischen Zeichen mehrmals wiederholt.
Auch Champollion untersucht, wie andere Gelehrte vor ihm, zunächst die Königsnamen in den ovalen Kartuschen. Im griechischen Text des Steins von Rosette wird der Name Ptolemäus erwähnt. Ein fremder griechischer Name könne nicht einfach in das hieroglyphische Schriftsystem übertragen worden sein. Dieser griechische Personenname müsse, das hatte bereits Thomas Young herausgefunden, auch in der hieroglyphischen Schrift lautschriftlich verfasst worden sein. So ergeben sich die Hieroglyphen der Buchstaben p, t, o, l, m, ai und s.
Tatsächlich gelingt es Champollion, über die vielen Herrschernamen nach und nach immer mehr Lautzeichen zu entziffern. Champollion ist der erste Gelehrte, der versteht, dass die Hieroglyphen eine Mischung aus Laut- und Bilderschrift sind. Im September 1822 gelang es ihm, ein vollständiges System zur Entzifferung der Hieroglyphen aufzustellen Sein neu entdecktes System lässt sich fortan auf alle altägyptischen Inschriften anwenden und bedarf nur weniger Nachbesserungen.
Am 27. September 1822 präsentierte François Champollion seine Entzifferung der Hieroglyphen, erlebte allerdings zunächst eine große Enttäuschung. Vor der berühmten “Académie des Inscriptions et Belles-Lettres” in Paris stellte er seine Forschungen zur Entschlüsselung der ägyptischen Hieroglyphen vor. Doch kaum hatte er geendet, fielen die Gelehrten über ihn her, nannten ihn einen Scharlatan und Plagiator und fanden überhaupt, dass sich der gerade einmal 31-jährige Philologe zu viel herausnehme. Aber Champollion gab nicht auf. Er veröffentlichte Teile der Arbeit im Oktober 1822 in einem Brief an M. Dacier, den Ständigen Sekretär des ehrwürdigen Instituts und veröffentlichte eine ausführliche Erläuterung im April 1824. Das war dann der Durchbruch. 1830 wurde Champollion selbst zum Mitglied der Académie gewählt.
Seinen Traum, Ägypten mit eigenen Augen zu sehen, konnte er sich wenige Jahre nach seiner Entschlüsselung erfüllen. Von August 1828 bis Dezember 1829 leitete Champollion eine französisch-toskanische Expedition den Nil entlang bis Wadi Hafla. Begeistert schrieb er: „Unser Alphabet ist richtig! Es kann mit demselben Erfolg bei den ägyptischen Denkmälern der Römer- und Ptolemäerzeit und bei sämtlichen Inschriften von Tempeln, Palästen und Gräbern der Pharaonenzeit angewendet werden.” Es sollte seine letzte Reise werden, danach verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Am 4. März 1832 starb Champollion 41-jährig an einem Schlaganfall. Er ruht auf dem Friedhof Pere Lachaise in Paris.
Seine Leistung ist nicht hoch genug einzuschätzen. Er ist eine Legende im Bereich der Ägyptologie. Seine Entschlüsselung der Hieroglyphen wurde der Schlüssel zur Geschichte Altägyptens und seiner 4000 Jahre dauernden Zivilisation.