Kastilien-La Mancha

Camino de Levante

Von Lourdes Cardenal - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50667

Kastilien-La Mancha gehört zu der historischen zentralspanischen Landschaft Kastilien und ist auch als Neukastilien bekannt. Traditionell gehörte auch die Provinz Madrid zu Neukastilien, diese bildet aber seit 1983 die Autonome Gemeinschaft Madrid. Kastilien-La Mancha umfasst die Provinzen Albacete, Cuidad Real, Cuenca, Guadalajara und Toledo. Hauptstadt ist Toledo.
Mehreren Theorien zufolge stammt der Ortsname „Mancha“ aus dem Arabischen, so bedeutet Manxa oder Al-Mansha „Land ohne Wasser“ und Manya „Hochebene“ oder „erhöhter Ort“.

Von Tschubby - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=123105098

Mit 79.463 km² Landfläche ist Kastilien-La Mancha etwa so groß wie Tschechien. Es erstreckt sich damit über 15,7 % der spanischen Landmasse. Mit einer geringen Bevölkerungsdichte von 26,5 Einwohnern pro Quadratkilometer beheimatet Kastilien-La Mancha allerdings nur ca. 4,3 % der Einwohner Spaniens. Wirtschaftlich steht die Gemeinschaft nicht sonderlich gut da. So belegt Kastilien-La Mancha beim „Spanischen Index der Entwicklung“ (Lebenserwartungsindex+Bildungsindex+Lebensstandard) unter den 17 autonomen Gemeinschaften (ohne die beiden autonomen Städte Ceuta und Melilla) den vorletzten Platz (Kastilien-León 7. Stelle). Die Arbeitslosenquote liegt im Jahr 2024 bei 28 %, obwohl die Quote für Spanien insgesamt in den letzten Jahren deutlich gesunken ist.

Geschichte seit dem Mittelalter

Innerhalb der muslimischen Verwaltungsgliederung gab es im Inneren von al-Andalus Coras (Gebietseinheiten) und in den Grenzregionen Marken mit größerer militärischer Macht, um den Einfällen der christlichen Königreiche entgegenzutreten. Die heutige Region Kastilien-La Mancha lag innerhalb der sogenannten Mittleren Mark (al-Targ al-awsat) mit Zentrum in Toledo, wo der Gouverneur mit militärischer Macht residierte.
Unter der muslimischen Herrschaft blieb die Region weitgehend dünn besiedelt. Allerdings wurden an den Ufern des damaligen Wadi-al-Hayara und heutigen Río Henares damals zahlreiche Burgenvo und einige Städte entwickelt, wie Toledo oder Alcaraz , die zu wichtigen Zentren der Textilindustrie wurden . Die Araber leisteten dank ihrer fortschrittlichen Bewässerungstechniken auch einen großen Beitrag zur Landwirtschaft der Region sowie zur Viehzucht durch die Einführung des Merinoschafs.

Taifas 1037 Von Tyk - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6452138

Nach einer langen und wohlhabenden Zeit, in der nur interne Konflikte das Zusammenleben zwischen Muslimen, Juden und Mozarabern (oder Christen) manchmal erschwerten, eroberte Alfons VI. Toledo im Jahr 1085 und es begann eine Zeit, in der fast das gesamte heutige Kastilien-La Mancha unter Kämpfen zwischen Christen und Muslimen litt, die die Kontrolle über das Gebiet anstrebten. Es kam zu nahezu ununterbrochenen Vorstößen und Rückzügen auf beiden Seiten, bis sich zu Beginn des 13. Jahrhunderts das gesamte Gebiet endgültig in christlicher Hand befand.
Nach 1212 geriet fast ganz Kastilien-La Mancha sowie das Guadalquivir-Tal endgültig unter kastilische Kontrolle, wobei der Wiederbesiedlung in Kastilien-Leon Vorrang vor der von Kastilien-La Mancha eingeräumt wurde, da bei letzterem ein Großteil des Gebietes unter der Herrschaft der Militärorden stand. Hier sind vor allem der Orden von Callatrava, der Johanniterorden und der Orden von Santiago zu nennen. Die Militärorden (Santiago, Calatrava und San Juan) spielten eine sehr wichtige Rolle, da sich diese Soldatenmönche im Kampf gegen den Islam als sehr effizient erwiesen. Im Gegenzug erhielten sie große Besitztümer und waren aber auch diejenigen, die die einige Städte in La Mancha gründeten.

Von Marnal (talk), based on the Spanish original Corona_de_Castilla_1400.svg by HansenBCN - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6055041

Als Teil der Königreiche Toledo und Murcia (in seinem südöstlichen Teil), die beide in die Krone von Kastilien integriert waren, war La Mancha Schauplatz der kastilischen Bürgerkriege der folgenden Jahrhunderte und litt unter deren Folgen. Als Grenzgebiet Kastiliens zur Krone von Aragon war es u.a Schauplatz des ersten kastilischen Bürgerkriegs zwischen 1351 und 1369. Zu den Auswirkungen der Kriege auf die Bevölkerung kommen noch die Pestepedemien dazu, die im 14. Jahrhundert fast ganz Europa heimsuchten.
Im 15. Jahrhundert kam es in Kastilien-La Mancha zu Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Fraktionen des Königreichs, die 1475 im Kastilischen Erbfolgekrieg gipfelten. Der Krieg endete 1479 mit dem Vertrag von Alcácovas, der den Sieg von Isabel und Ferdinand markierte, die Jahre später die Katholischen Könige genannt wurden.
In Laufe des 15. Jh. kam es in Kastilien-La Mancha aber auch zu einem deutlichen Anstieg der Bevölkerung und der landwirtschaftlichen Produktion, was die Gründung von Städten und Gemeinden begünstigte. Mit dem 16. Jahrhundert änderte sich das. Obwohl Karl I. Toledo zur Hauptstadt seines Reiches machte (und die Stadt ein wichtiges politisches und kommerzielles Zentrum blieb), erlebte sie bald einen Niedergang, als Philipp II. die Hauptstadt nach Madrid verlegte. Auch die übrigen Gebiete des heutigen Kastilien-Mancha-Gebiets erleben keine guten Zeiten und es kommt zu einem deutlichen Bevölkerungsrückgang infolge der Vertreibung der Juden (zuvor 1492) und der Morisken (zum Christentum konvertierte Muslime 1609), der Epidemien und Kriege in Europa und damit des wirtschaftlichen Niedergangs, insbesondere der Landwirtschaft, am Ende des 16. und im Laufe des 17. Jahrhunderts.

Von diesem Erbe erholte sich die Region nicht mehr. Die große Trockenheit und extreme Temperaturen der weitgehend auf dem zentralen spanischen Hochplateau gelegenen Region macht gebietsweise den Weinbau und andere Landwirtschaft sehr schwierig. Die Landwirtschaft verliert an Bedeutung und viele Ländereien werden aufgegeben. Auch vor Kastilien-La Mancha machte die Reblausplage des 19. Jahrhunderts nicht halt, was dazu führte, dass nach einem großen Flächenverlust die weiße Airén in großem Stil angebaut wurde. Es bildet auch das weltgrößte zusammenhängende Weinanbaugebiet allerdings mit nicht sehr hochwertigem Wein. Wie in so vielen anderen Regionen begann erst in den 1990er Jahren eine Distanzierung von billigen Massenweinen. Viele dieser Faktoren führten zu einem  Bevölkerungsrückgang, da die Menschen in vielen ländlichen Gebieten ihre Dörfer verlassen, um in Industriegebieten anderer Regionen Arbeit zu suchen. Diese Entwicklung verstärkte sich noch einmal nach dem 2. Weltkrieg, wie die Karten unten aufzeigen. So erklärt sich auch die heutige schwierige Situation der Region, die zudem auf keine große Industrialisierung zurückgreifen kann.

De Creando por Rodriguillo, tomando como mapa base Image:Provinces of Spain.svg, creado por Emilio Gómez Fernández - Instituto Nacional de Estadística de España Image:Evolución Población Provincias España 1787 - 1900.pdf, Dominio público, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2461759
De Creado por Rodriguillo, tomando como mapa base Image:Provinces of Spain.svg, creado por Emilio Gómez Fernández - Instituto Nacional de Estadística de España [1], Dominio público, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2608971

Sehenswürdigkeiten

Wer Kastilien-La Mancha besucht, kommt an den allgegenwärtigen Windmühlen nicht vorbei. Die berühmten „Riesen“, die Miguel de Cervantes in seinem mythischen Werk „Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha“ in Bezug auf die Windmühlen erwähnt, sind zu einem der großen Symbole von Kastilien-La Mancha geworden, mehr noch als seine Kathedralen und Burgen. Sie sind in verschiedenen Gegenden zu finden: Alcázar de San Juan, Consuegra, Campo de Criptana …

Die Heimat des Don Quijote ist allerdings nicht nur landwirtschaftlich geprägt von sanften Hügeln mit den typischen Mühlensilhouetten und dem weltweit bekannten Manchego-Käse, sondern es warten auch urbane Weltkulturerbe-Städte wie Toledo und Cuenca mit architektonischen, kulturellen und historischen Highlights.
Das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt, die Festung Alcázar, und die Kathedrale von Toledo sowie die mutig in den Fels gebauten „Hängenden Häuser“ (die Casas Colgadas) von Cuenca im Nordosten der Region sind hier insbesondere zu nennen.
In Guadalajara kann der prachtvolle Mendoza-Palast, der Palacio del Infantado besichtigt werden. Im Osten von Kastilien-La Mancha wartet mit der im 14. Jahrhundert erbauten Burg von Albacete eine der schönsten Burgen der Region und auch das Flusstal des blaugrünen, in ausgewaschene Sandsteinfelsen eingebetteten Rio Jucar, insbesondere das pittoreske Örtchen Alcalá del Júcar, ist einen Abstecher wert.
Zahlreiche Naturparks wie der Parque Natural del Alto Tajo bei Guadalajara und der Parque Natural Lagunas de Ruidera auf halber Strecke zwischen Real und Albacete sowie der Parque Valle de Alcudia y Sierra Madrona und der Parque Serrania de Cuenca zeigen die Artenvielfalt des mediterranen Waldes der iberischen Halbinsel. Zudem kann man mehr als 160 Vogelarten u.a. den Iberischen Kaiseradler oder den Mönchsgeier entdecken.

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