Parador – die ungewöhnlichste Hotelkette der Welt

Via de la Plata, Camino del Norte, Camino Primitivo, Via Tolosana

Parador ist die Kurzform für “Parador nacional”. Es handelt sich um von der spanischen Regierung in (Luxus-)Hotels umgebaute Burgen und historische Gebäude sowie einige neue Luxus-Resorts, die alle in atemberaubender Lage oder an historisch bedeutsamen Orten liegen. 2022 betrug die Gesamtzahl der Einrichtungen 97 in Spanien und eine in Portugal mit insgesamt ca. 10.000 Betten. Die einzelnen Hotels liegen in der Regel nur bequeme Tagesetappen (mit dem Auto) voneinander entfernt.

Die Paradors hatten schon immer drei Ziele:

– das nationale historische und künstlerische Erbe, inklusive der wichtigsten Naturgebiete zu erhalten

– ein besonderes Image des spanischen Tourismus im Ausland zu schaffen

– Bewegung in Gebiete mit wenig Tourismus und geringerer Wirtschaftskraft zu bringen.

Um sich nur eine die Dimension der in Spanien existierenden Burgen und Schlösser zu machen, hier nur zwei Zahlen. Früher gab es über 10 000 Schlösser in Spanien. Auch wenn sich die Zahl auf heute 2500 reduziert hat gibt es immer noch endlos viele Möglichkeiten in den mysteriösen, historischen und romantischen Flair, von dem die spanischen Schlösser umgeben sind, einzutauchen. Dagegen macht sich die Zahl der Paradors klein aus, aber sie bieten doch die Chance, ein Gefühl für das Leben in diesen Gemäuern zu bekommen. Natürlich es bleibt wenn ein Gefühl für das Leben der Reichen und Mächtigen in diesem doch so bewegten Mittelalter in Spanien.

spainparador.com/map.htm
Parador de Cardona

Geschichte der Paradors

“Calidad, amabilidad, leyenda – desde 1928” steht auf den schweren Messingtafeln am Eingang zu jedem Parador. Qualität, Herzlichkeit, Legende – seit 1928. Die Idee zu den stilvollen Unterkünften geht auf das Jahr 1926 zurück, als man in Spanien einen “königlichen Kommissar für Tourismus” ernannte, den Marqués de Vega Inclán.

Der Marqués schlug Alfons XIII., dem König von Spanien, vor, in armen, aber landschaftlich durchaus interessanten Gebieten Spaniens Hotels zu errichten. Hiermit sollte sowohl der Bekanntheitsgrad dieser Regionen gefördert als auch die leeren Kassen der Gemeinden gefüllt werden. Im ersten Schritt sollten keine neuen Hotels gebaut sondern historisch und architektonisch bedeutsame Bauwerke zu Hotels umfunktioniert werden. Positiver Nebeneffekt dieser Idee war die Rettung einiger dieser Bauwerke vor dem drohenden Verfall.
Der König fand diesen Vorschlag bemerkenswert und wählte daraufhin das Gelände in der Sierra de Gredos selbst aus, auf dem man 1928 das erste – in Abwandlung der ursprünglichen Idee – neu errichtete staatliche Hotel mit 30 Betten eröffnete. Warum in dieser zwei Stunden von Madrid entfernten rückständigen Gegend? Die Sierra de Gredos war von je her das Jagdgebiet der spanischen Könige. Der Marqués war zunächst enttäuscht, weil hier ein neues Gebäude errichtet wurde. So ließ er zumindest als Eingang ein prächtiges Tor aus einem Herrschaftshaus einbauen.

Parador de Santiago de Compostela 15.Jh.

Nachdem der Parador – was auf kastilisch schlicht und einfach „Unterkunft“ bedeutet -, ein Erfolg wurde, folgten kurz darauf weitere Hotels, diesmal der Idee des Marqués de la Vega Inclán folgend in geschichtlich bedeutenden Gebäuden. So wurden beispielsweise Hotels in Oropesa (1930), Úbeda (1930), Cuidad Rodrigo (1931) und Merida (1933) eröffnet. Damit wurde der Beginn einer neuen Art des Reisens auf der iberischen Halbinsel eingeleitet. Es folgten 26 weitere Paradors. Durch diese Aktivitäten wurden wichtige historische Bauwerke Spaniens gerettet, die zum Teil schon dem Verfall preisgegeben waren.

Der spanische Bürgerkrieg stoppte dann zunächst die Entwicklung. Weil aber der Diktator Franco Interesse an den Paradors zeigte, wurden die Idee unter dem Tourismusminister Manuel Fraga weiterentwickelt. In diese Zeit fällt auch eine gewisse Europäisierung Spaniens, die besonders im einsetzenden Tourismusboom vor allem an der Südküste Spaniens ihren Ausdruck fand. 

Zwischen 1965 und 1976 entstanden 25 neue Paradors und einige andere wurden modernisiert. Bis 2012 stieg die Zahl der Paradors auf 93. Heute gibt es in Spanien insgesamt 97. Sie gehören einer im Staatseigentum befindliche Aktiengesellschaft. Interessanterweise sind immer noch 65% der Gäste Spanier und „nur“ 35% Ausländer. –

Parador de Zamora Historischer Palast 15. Jh.
Parador de Caceres Historischer Palast 14. Jh.
Parador de merida Kloster 18. Jh.

Gestaltung der Paradors

Die meisten der rund 100 Paradors befinden sich in Schlössern, Burgen, Klöstern oder Festungen, alle in atemberaubender Lage am Meer, in Naturschutzgebieten oder in bekannten Städten. Die historisch und architektonisch bedeutsamen Bauwerke erinnern einen auf Grund der Größe und Strenge an die Geschichte der einstigen Weltmacht Spanien. In dieser Hinsicht sind sie auch gerade für die spanischen Gäste von besonderer Bedeutung. Zudem ist jeder Parador anders und hat seinen eigenen Charakter abhängig von seiner Geschichte, seiner Lage, seiner ehemaligen architektonischen Gestaltung und seiner Anpassung an heutige Komfortansprüche.

Stilvolles Mobiliar, wertvolle Kunstgegenstände, Fresken oder Holzkassettendecken sind meist wichtige Details der gehobenen Ausstattung. Alle Paradors garantieren ein hohes Niveau, gleich mit wieviel Sternen sie ausgezeichnet sind.

Gleichzeitig bilden die Paradors ein Gegenstück zu den touristischen Betonburgen entlang der Küsten Spaniens. Sie zeigen die andere historisch und kulturell bedeutende Seite Spaniens.

Parador de Santiago de Compostela
Parador des Hondarribia

Auch wenn wir beim Pilgern das Leben bewusst auf das Wesentliche reduziert, so darf sich ein historisch und kulturell interessierter Pilger schon einmal das Vergnügen leisten, in einem Parador zu übernachten und tiefer in die Geschichte Spaniens einzutauchen. Die Kosten liegen allerdings zwischen ca. 90 – 300 € pro Nacht je nach Ort und Jahreszeit. Besucher über 55 Jahre sollten nach der 35% Ermäßigung fragen, die möglicherweise angeboten wird. Außerdem sollte man sich vorher über die Öffnungszeiten der Paradors erkundigen, da nicht alle das ganze Jahr über geöffnet sind.

Eine Liste der Paradors und Bilder zu den einzelnen Hotels finden man u.a. hier https://www.abanico-reisen.de/paradores-verzeichnis.html

Parador de Zamora
F961C464-5F32-4231-892A-625E144D46C0_1_105_c
Die Jakobsmuschel – Symbol des Jakobsweges
Die Jakobsmuschel – Symbol des Jakobsweges Die...
weiter lesen
Landschaft_bei_Monsaraz
Dehesas - beweidete Eichenwälder in der Extremadura
Dehesas – beweidete Eichenwälder in der Extremadura Geographisches...
weiter lesen
1026px-Burgos_Kathedrale_Außen_April_2003_ShiftN
Die Architektur der Gotik und ihre Geschichte in Spanien
Die Architektur der Gotik und ihre Geschichte in Spanien –...
weiter lesen
Templer2
Aufstieg und Fall der Templer: ein Mythos, der nicht sterben will
Aufstieg und Fall der Templer: ein Mythos, der nicht...
weiter lesen
Historisch1
Ritterorden in Spanien
Ritterorden in Spanien Historisches auf dem Via de...
weiter lesen
Zamora_San_Isidoro_701
Die Romanik in Nordwestspanien
Die Romanik in Nordwestspanien Via de la Plata, Camino...
weiter lesen
Translate »