Santa Cruz de la Serós – ein malerisches Dorf am Rande des Jakobsweges mit seinen Kirchen San Caprasio und Santa Maria

Camino Aragonés

Zwei romanischen Kirchen, die Lage im Tal des Flusses Aragón und der Blick auf die Gipfel der Pyrenäen sind die Attraktionen von Santa Cruz de la Serós. Die Ortschaft zählt zu den schönsten Dörfern im Norden von Aragón.

Der Baustil der Häuser ist typisch für die Dörfer in den Bergen von Aragón. Erbaut aus Natursteinen, bedecken Schindeln die Satteldächer. An den Sonnenseiten sind Holzbalkone angebracht. Die Fenster sind klein und schützten so vor Sonne und Kälte. Auffällig sind die Köpfe der Schonsteine aus Keramik oder Tuffstein. Neben dem malerischen Ortskern zieht die Kette der Pyrenäen in der Ferne immer wieder die Blicke auf sich.

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San Caprasio

Santa Cruz de la Seros war im 10. Jh. nach der Vertreibung der Araber ein wichtiges religiöses Zentrum in Aragon. Hier entstanden nahe bei einander zwei Benediktinerklöster, eines für Mönche und eines für Nonnen. Leider sind heute nur noch die beiden Kirchen erhalten.

Die ältere der beiden ist die Kirche San Caprasio. Der kleine einschiffige Saal hat nur eine Grundfläche von 30 qm. Das Gewölbe besteht aus zwei quadratischen Kreuzgraten.

Die Wände sind aus nur geringfügig bearbeiteten Bruchsteinen. Typisch für den hier vorherrschenden romanisch-lombardischen Stil ist auch der Verzicht auf Bauskulptur

sowie der unter dem Dachansatz gestaltete Fries mit kleinen Blendarkaden. Alle architekturrelevanten Linien sind im Wandbereich durch Vorlagen betont und Scharfkantig bis zum Boden durchgezogen. Der Glockenturm kam erst im 12. Jh. dazu, wobei zu dieser Zeit das Kloster schon aufgelassen war.

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Santa Maria

Das Nonnenkloster steht isoliert am Ortsende, die Klostergebäude sind verfallen und abgetragen. Seine Geschichte begann mit der umfangreichen Stiftung, die Sancho II. Garcés, König von Navarra und seine Gemahlin Urraca dem Kloster im Jahr 992 zukommen ließ.

Die Kirche des Nonnenklosters ist deutlich auffälliger als die der Mönche. Sie wurde Ende des 11. Jh. errichtet zur Zeit der Hochromanik, wobei das Benediktinerinnenkloster ja schon vorher bestand. Das Kloster entwickelte sich zum angesehensten Frauenkonvent Aragons, in das Mitglieder der königlichen Familie und viele adelige Damen eintraten. Zum Kloster gehörten zahlreiche Dörfer, Kirchen und Besitzungen, in denen die Äbtissinnen die Grundherrschaft ausübten. 1555 übersiedelten die Nonnen nach Jaca. Dort wird jetzt der prächtige Sarkophag der Äbtissin Doña Sancha aufbewahrt.

Die Kirche im westromanischen Stil wirkt relativ schlicht auch durch die großen behauenen Quadern des Bauwerks. Sie hat den Grundriss eines lateinischen Kreuzes und besitzt eine Art Querschiff und drei Apsiden. Das Langhaus ist ein einschiffiger Saal, der sich im Osten zum Chor erweitert. Es ist mit einem Tonnengewölbe gedeckt, das auf Pilastern mit Säulenvorlagen und Kapitellen mit figürlichen Szenen ruht. Auffällig ist der sich über dem südlichen Querhausarm erhebende viergeschossige Turm, der Mitte des 12. Jhs. errichtet wurde. Die Kuppel sitzt auf einem achteckigen Aufbau von geringer Höhe. Im Zusammenklang mit dem raffinierten Kuppelraum über der Vierung gibt er der Kirche ihr eigentümliches Erscheinungsbild.

In der Kuppel versteckt sich im Innern eine geheime Kammer. Ihr Zugang an der Nordseite des Schiffes, unterhalb des Gewölbeansatzes, war ursprünglich nur mit einer Leiter erreichbar. Heute ermöglicht eine moderne Wendeltreppe den Zugang. Auch von außen ist der Raum nicht zu erkennen, da er den Platz der sonst üblichen Vierungskuppel einnimmt. Vielleicht diente er als Rückzugsort der Nonnen in Zeiten von Gefahr.

Das Westportal wird von Archivolten umgeben und seitlich von je zwei Säulen gerahmt. Die Kapitelle sind mit stilisierten Blattdarstellungen und figürlichen Szenen von Menschen und wilden Tieren versehen. Auf dem Tympanon ist wieder in der Mitte ein Chrismon mit zwei Löwen dargestellt ähnlich dem der Kathedrale in Jaca.  Auf dem Rand des Türsturzes ist die lateinische Inschrift eingemeißelt: „CORRIGE TE PRIMUM VALEAS QUO POSCERE XRISTUM“ (Bessere dich bevor du Christus anrufst). Eine weitere Inschrift befindet sich auf dem Kreis des Chrismons, deren Übersetzung lautet: „Ich bin die einfache Tür, tretet ein durch mich, Gläubige, ich bin die Quelle des Lebens, habt mehr Durst nach mir als nach Wein, alle, die ihr in diesen seligen Tempel der Jungfrau tretet“. Zu erwähnen sind auch die um den Dachansatz verlaufenden Gesimse mit ihren zahlreichen Kragsteinen mit Menschen- und Tierdarstellungen. Man kann Schlangen, Hasen, Menschenköpfe aber auch Früchte erkennen.

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Quellen

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