Die Höhle von Altamira

bei Santillana del Mar

Höhlenmalerei Höhle von Altamira bei Santillana del Mar

Der Camino del Norte führt uns nach Santillana del Mar 30 km von Santander entfernt. Dieses Städtchen ist nicht nur wegen seiner mittelalterlichen Altstadt berühmt, sondern auch wegen der Höhlen von Altamira mit ihren berühmten Felsmalereien.

Neben Lascaux und Niaux ist die Höhle von Altamira die wohl berühmteste frankokantabrische Höhle (jüngere Altsteinzeit). Die Altamirahöhle wölbt sich über einer Fläche von mehr als 5500 m². Sie wurde von 33.600 v. Chr. bis zum Einsturz des Einganges 11.000 v. Chr. genutzt. Die besonders beeindruckenden Deckengemälde werden dem Zeitraum 16.500 bis 13.000 v. Chr. zugeordnet.

Die Höhle besteht aus mehreren Räumen und enthält etwa 930 altsteinzeitliche Bilder, darunter Ritzzeichnungen, reine Kohlezeichnungen und farbige Darstellungen.  Neben vielen abstrakten oft rechteckigen Zeichen und Mäandern sind Hirsche, Bisons, Hirschkühe, Pferde und Wildscheine dargestellt dazu eingravierte Männerfiguren. Sie enthält polychrome Darstellungen, vor allem die berühmte Bisongruppe an der Decke, solche mit lediglich schwarzer Umrisslinie (sogenannte „schwarze Bildfolge“) und Gravuren (am ältesten). Manche Wandvorsprünge sind zu Masken umgebildet. Die naturnahe Darstellung der Bisons überrascht um so mehr, da die Tiere fast lebensgroß dargestellt auf unebener Decke gemalt wurden, was selbst für einen versierten Künstler keine leichte Sache ist. Die verwendeten Farben beschränken sich auf Rot, Ocker und Schwarz, was die Leistung der Künstler noch größer erscheinen läßt.

Was die Analyse der Zeichnungen betrifft, so beschränkt sich diese meist auf die Datierung, Chronologie und den Vergleich von Stilelementen. Warum und zu welchem Zweck die Höhlenmalereien geschaffen wurden, was die Menschen bewegte, die in diesen dunklen Höhlen längere Zeit ausharren mussten, um diese ganzen Zeichnungen zu erstellen, bleibt uns verborgen. Und was wollten sie ausdrücken, wenn sie ihre Hände mit roter Farbe beschmierten, um Abdrücke auf den Wänden zu hinterlassen?

Immer wieder werden neue Höhlen entdeckt. Die Malereien in der Höhle von El Pendo, nicht weit von Altamira entfernt, wurden als 3000-4000 Jahre älter als Altamira geschätzt. Die Höhle Aurelia bei Castro-Urdiales ist mit Bisondarstellungen ausgemalt, die wiederum eine starke Ähnlichkeit mit denen in Altamira haben. Die meisten öffentlich zugänglichen Höhlen findet man um den Ort Puente Viesgo. 

 

Geschichte der Entdeckung von Altamira

Im Jahr 1868 entdeckte ein Jäger auf dem Wiesengelände bei Santillana den verschütteten Zugang zu einer Höhle. Dies meldete er dem Grundherrn, Don Marcellino de Sautuola, einem begeisterten Heimatforscher. Da es aber zahlreiche Höhlen in der Gegend gab, begann er erst 1879 in Altamira systematisch zu graben. Eines Tages nahm er seine fünfjährige Tochter mit zur Grabungsstätte. Das Mädchen, das sich in der niedrigen Höhle nicht bücken musste, erblickte an der Decke farbige Tierbilder und machte durch seine kindliche Freude den Vater darauf aufmerksam. Der Forscher war begeistert und da er wusste, dass niemand die Höhle seit ihrer Freilegung betreten hatte, konnte er auch eine Datierung vornehmen. Er hatte nämlich bei seinen vorherigen Grabungen einige für den menschlichen Gebrauch zugerichtete Geräte aus Stein und Knochen eiszeitlicher Formung gefunden. Also schloss er daraus, dass die Höhlenmalereien auch aus dieser Zeit stammten. Er kontaktierte Juan Vilanova, einen Professor aus Madrid, der seine Ansicht über das Alter und die Bedeutung der Höhle teilte.

Aber die meisten Wissenschaftler waren nicht  dieser Meinung. Besonders frustrierend für die beiden Forscher war, dass ihnen sogar unterstellt wurde, die Bilder selbst gemalt zu haben, um berühmt zu werden. Der französische Prähistoriker Émile Cartailhac bezeichnete die Malereien als „vulgären Streich eines Schmierers“, die er und seine Zeitgenossen nicht einmal ansehen wollten. Es ist bedauernswert, dass Sautuola 1888 und Vilanova 1893 verstarben, ohne dass sie zu Lebzeiten Anerkennung für ihren Fund und seine Bewertung bekamen. Denn 1895 wurden in Frankreich ähnliche Malereien in der Höhle von Fort-de-Gaume bei Eyzies-de-Tayac-Sireuil im Departement  Dorgogne gefunden. Erst jetzt änderte sich die Meinung der Fachwelt und selbst die skeptischsten Kritiker bestätigten die Authentizität der Höhle von Altamira.

Die Höhle ist seit 1979 nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich, da durch die warme Atemluft der Besucher schwere Schäden entstanden und aufgrund der neu angebrachten Holzgeländer die Malereien zu schimmeln anfingen. Im Jahre 1998 wurde daher das spanische Geographieinstitut damit beauftragt, den ca. 1500 m² großen Eingangsbereich originalgetreu nachzubilden. Die Höhle wurde mit ca. 40.000 Vermessungspunkten pro Quadratmeter vermessen und mit Schaumstoffplatten und originalgetreu bemalten Matten nachgebildet. Die Nachbildung kann man in einem 500 m vom Originalplatz entfernten Besucherzentrum bewundern. Es ist wirklich einen Besuch wert!

Höhlenmalerei Höhle von Altamira bei Santillana del Mar
Höhle von Altamira bei Santillana del Mar

Quellen