Römische Relikte auf der Via de la Plata

Italica/Capalla/Merida

Die Via de la Plata verläuft in Teilen entlang einer in der Römerzeit  entstandenen Nord-Südverbindung durch die Extremadura (siehe auch Artikel zur Romanisierung). Diese Verbindung spielte damals eine wichtige Rolle, verband diese sogenannte „Silberstraße“ doch die Erzminen Kastiliens und Galiciens mit Andalusien und dem Süden. 800 Kilometer lang war dieser Handelsweg. Deshalb treffen wir auf unserer Wanderung auch immer wieder auf Relikte aus der Römerzeit. Neben vielen Meilensteinen am Wegesrand, Teilstücken des alten gepflasterten Römerweges sowie zahlreichen kleinen und größeren Brücken (z.B. die Römerbrücke bei Aldea del Cano oder die Brücke nach Salamanca) sind es vor allem die Ausgrabungsstätten von Italica und  Capalla  sowie die vielen römischen Bauwerke in der Stadt Merida die unsere besondere Aufmerksamkeit verdienen.

Italica (heute Santiponce)

Die ehemalige Römerstadt Italica vor den Toren Sevillas (10 km nördlich von Sevilla) ist die erste Station auf der Via de la Plata, die uns verstärkt die Zeit der Römer in Spanien verdeutlicht. Italica war eine berühmte Stadt des römischen Reiches. Sie geht zurück auf die Gründung eines Lazaretts für römische Krieger nach der Schlacht von Ilipa im 2. Punischen Krieg (206 v. Ch.)  und wurde dann zu einem Militärposten ausgebaut als Bollwerk gegen die Angriffe der Karthager. Italica wurde ein wichtiges Verwaltungs-zentrum, von dem auch später eine verstärkte Romanisierung des Landes ausging.

Spätestens unter Caesar erhielt die Stadt den Status zum Municipium. In der Kaiserzeit, beginnend bereits mit Caesar erhielten auch Städte in den Provinzen außerhalb Italiens (allerdings fast nur im Westen des Reiches) das Recht eines Municipiums. Das bedeutete, dass den Bürger die vollen Bürgerrechte zugestanden wurden, also auch das Stimm- und Wahlrecht. Die damalige Bedeutung der Stadt lässt sich auch an ihrem Reichtum ablesen. Belege dafür sind das noch teilweise erhaltene Amphitheater und zahlreiche wunderschöne Fußbodenmosaike. Leider ist von den anderen Gebäuden relativ wenig übriggeblieben, da die Stadt später verlassen und als „Steinbruch“ verwendet wurde.

Ihre besondere Stellung zeigt sich auch darin, dass die römischen Kaiser Trajan und Hadrian dort beheimatet waren.

Für Cineasten vielleicht noch interessant: Der Ort diente auch als Drehort der Drachengrube aus dem Finale der 7. Staffel der Serie „Game of Thrones“.

Die Römerstadt Caparra und der Arco de Caparra

Auf dem Weg von Carcobos und Banos de Montemayor treffen wir auf den Arco de Caparra, ein stattliches Tor der einst monumentalen Römerstadt Caparra. Nachdem Caparra 74 n.Chr. unter Kaiser Vespasian die Stadtrechte (Municipium) erhielt, begann – begünstigt auch durch die Lage an der Verbindungsstraße zwischen Merida und Astorga der wirtschaftliche Aufschwung. Als Station an der stark frequentierten Handelsroute profitierte es von den fahrenden Händlern und Reisenden. Die Stadt hatte bald eine Ausdehnung von ca. 15-16 Hektar. Ihre Blütezeit lag im 2. und 3. Jh. n.Chr. Viele bedeutende Gebäude wie ein Amphitheater, ein riesiges Forum und Thermen wurden errichtet.

Leider sind nur noch die Grundrisse der Gebäude auf dem Ausgrabungsgelände nachvollziehbar. Überlebt hat all die Jahre der Arco de Caparra aus dem 1. Jh. n.Chr. Das in Spanien einzigartige vierbogige Tor ist aber kein Triumphbogen, wie man meinen könnte, sondern ein von Marcus Fidius Maar zu Ehren seiner Eltern gestifteter Gedenkbogen. Damals stand er mitten in der Stadt, heute steht er etwas verloren mitten in der Landschaft.

Merida

Das prachtvolle Kulturerbe Méridas läßt den Besucher in die römische Antike eintauchen. Die Hauptstadt der spanischen Extremadura bietet prachtvolle römische Bauwerke, darunter ein Theater, einen Zirkus, eine Pferderennbahn, zwei Aquädukte, eine intakte Brücke. Das Museo Nacional de Arte Romano besitzt eine Sammlung von unschätzbarem Wert— kurzum alles, was einen Römerfan in Entzückung versetzen kann. 

Merida ist heute die Hauptstadt der Autonomen Region Extremadura. Im Römischen Reich war die Stadt unter dem Namen „Emerita Augusta“ die Hauptstadt der Provinz Lusitania. Der Name „Eremita“ (lat. für verdient/ausgedient) deutet schon auf den Ursprung der Stadt hin. Die Stadt wurde Ende des Jahres 25 v.Chr. im Auftrag des Kaisers Augustus gegründet. Er ließ die Stadt als Kolonie für die Veteranen der römischen Legionen V Alandae und X Gemina errichten. Es entstanden zahlreiche repräsentative Einrichtungen: Bäderlandschaften, ein Theater, ein Amphitheater, ein Circus, Tempel, Brücken und Aquädukte, die zum großen Teil heute noch zu besichtigen sind. Seine Blütezeit erlebte Merida – wie viele römische Stadtgründungen in der Region – in den ersten beiden Jahrhunderten n.Chr.. Im Gegensatz zu den beiden anderen Stätten, die ja mehr oder weniger Ruinenstädte sind, kann man in Merida von dem früheren Glanz noch eine ganze Menge sehen. In Mérida kann man Spanien vergessen und zwei, drei Tage lang vollkommen ins Römische abtauchen; dafür sorgt schon das einmalige Ensemble an Bauwerken. 

Wichtige Gebäude aus dieser Zeit, die man besichtigen sollte, sind:

  • die Puente Romano – das weltweit größte erhaltene antike Brückenbauwerk mit 721 Metern und 60 Bögen
  • das Amphitheater – Schauplatz für Gladiatoren- und Tierkämpfe für 15.000 – 20.000 Zuschauer
  • das Teatro Romano – Ort für die Ausführungen von griechischen Tragödien und Komödien mit einem Zuschauerraum für 6.000 Menschen und einem Bühnenkomplex mit Bühnenhaus und der eigentlichen Bühne
  • der Circus – langgestreckte Arena, in der in erster Linie Wagenrennen und seltener Tierkämpfe stattfanden mit einem Fassungsvermögen von 30.000 Zuschauern
  • der Tempel der Diana – zwischen dem 1. Und 2. Jh. gebaut, wurde nicht zur Anbetung der Göttin der Jagd genutzt sondern zur Huldigung des Gott gleichen Kaiser Augustus
  • das Aquädukt Los Milagros – s. die Ausführungen unten

Als Hauptstadt der römischen Provinz Lusitanien entwickelte sich Mérida zu einer der blühendsten Städte des Römischen Reiches. Während der Ausbreitung des Christentums stellte es einbedeutendes religiöses Zentrum dar. Unter westgotischer Herrschaft behielt die Stadt noch eine Zeit lang ihre Rolle als Hauptstadt des Reiches, bis sie diesen Titel an Toledo abgeben mußte. 

Die römische Wasserversorgung

Von besonderer Bedeutung ist auch die römische Wasserversorgung der Stadt. In ihrer Konstruktion und technischen Ausführung ist sie auch heute noch ein wahres Wunderwerk. Dafür errichteten die Römer zwischen 100 und 150 n. Chr. eigens einen Staudamm im etwa 6 km entfernten Prosperina. Seine Dimensionen setzen uns heute noch in Erstaunen.  Die Mauer ist 400 Meter lang und bis zu 21 m hoch und das Reservoir hat ein Fassungsvermögen von 5 Millionen qm. Von hier aus wurde das Wasser über eine etwa 10 km lange Wasserleitung und über insgesamt sieben Aquädukte weitergeleitet, wovon das monumentale “Los-Milagros”-Aquädukt am Rand von Merida das größte ist. Endstation in der Stadt war das “Castellum aquae”, das Wasserreservoir auf dem heutigen ‘Cerro del Calvario’. Wie erstaunlich die Bauleistung ist, lässt sich daraus ermessen, dass das Wasser u.a. einen ins Granitgestein geschlagenen Tunnel durchläuft und zudem ein ganz spezielles Gefälle hat. Die Neigung beträgt durchgehend einen Meter auf zwei Kilometer, die maximale Durchflussmenge beträgt somit 150 Liter pro Sekunde. Welch eine technische Meisterleistung!