Vulkanismus im Massiv Central

Geologisches auf dem Via Podiensis

Unsere Wanderung führt uns im ersten Teil zwischen Le Puy en Velay und Cahors  durch das Zentralmassiv. Das Zentralmassiv – auch Zentralplateau und französisch Massiv Central genannt – ist  das ausgedehnteste Gebirge Frankreichs. Die gesamte Fläche des Zentralmassivs beträgt fast 90.000 km², damit nimmt das französische Mittelgebirge annähernd 15 % der gesamten Landfläche Frankreichs ein. Der Name des südfranzösischen Gebirgszugs mit seinen dünn besiedelten Naturlandschaften ist leicht erklärt, liegt es doch genau im Zentrum Frankreichs.
Das südfranzösische Gebirge ist keine geografische Einheit, Unterschiede im Klima und in den Bodenverhältnissen in einzelnen Gebirgsregionen des Zentralmassivs sorgen für teilweise völlig veränderte Landschaftsbilder und Vegetation. Zu den Regionen im Zentralmassiv gehören die Auvergne, das Land der Vulkane, die hohen rauen Cevennen, die kargen und doch schon mediterranen Kalkplateaus (Causses) und der bergige Teil des Languedoc-Roussillion mit den Montagne Noir.
Von besonderem Interesse ist, dass sich hier die jüngsten und besterhaltenen Vulkane des europäischen Festlandes befinden. Die frühesten Zeugen der vulkanischen Aktivität im Zentralmassiv sind ca. 60 Mio Jahre alt . In der Auvergne, die die Kernregion des Massiv Central bildet, setzte der Vulkanismus vor ca. 20 Mio Jahren ein. Vor rund 5.000 Jahren fand der Vulkanismus dann im Zentralmassiv sein – vorläufiges – Ende. Damals gab es noch Ausbrüche des Puy de Montcineyre und des Puy de Montchal.
Vulkanismus bezeichnet die Erscheinungen, die auftreten, wenn heißes, flüssiges Gestein (Magma) aus der Erdoberfläche austritt. Der Name stammt von der italienischen Insel Vulcano, die zu den Liparischen Inseln im Tyrrhenischen Meer gehören. Bei den Römern galt die Insel als die Schmiede des Vulcanus, des Gottes des Feuers.

Die Erde ist so aufgebaut: Bei dem inneren Erdkern handelt es sich um eine glühend heiße aber feste Metallkugel, die überwiegend aus Eisen besteht. Umgeben ist dieser von einem flüssigen äußeren Erdkern. darüber befindet sich der Erdmantel und auf dem die dünne Erdkruste. Im Mittelpunkt herrschen Temperaturen von ca. 6000 ° Celsius. die Temperatur nimmt zur Erdkruste hin allmählich ab.

In der Tiefe der Erde in 100 km herrschen hohe Temperaturen von bis zu 1300 Grad Celsius. Im oberen Erdmantel und in der unteren Erdkruste befinden sich in verschiedenen Tiefen geschmolzene und gasreiche Gesteinsmassen, die aus dem Erdinneren aufgestiegen sind. Die Gesteine schmelzen hier zu zähflüssigem Magma. Die Stellen, an denen sich das Magma sammelt, nennt man Magmaherde, -diese liegen überwiegend im oberen Erdmantel in 60 – 100 km Tiefe. Beim Aufstieg aus den tieferen Erdschichten kühlt das Magma ab. Dabei werden Gase frei. Liegt der Magmaherd an einer Stelle, an der die feste Erdkruste dünn ist oder wo ein früheres Erdbeben die Gesteinsdecke zerbrochen hat, kann das gasreiche Magma, das einen ungeheuren Druck ausübt, die Gesteinsschichten über dem Magmaherd durchbrechen. Gerade an den Bruchstellen der verschiedenen Kontinentalplatten finden sich viele dieser Spalten und Klüfte. Das Magma steigt dann bis an die Erdoberfläche auf, die geschmolzenen Gesteinsmassen fließen aus, ein Vulkan entsteht. Bei einem Ausbruch treten vulkanische Laven, Staub und Asche sowie Gase durch einen Schlot aus. Am oberen Schlotende bildet sich eine trichter- oder kesselförmige Mündung, ein Krater.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Innerer_Aufbau_der_Erde#/media/Datei:Aufbau_der_Erde_schematisch.svg
Ursache für den Vulkanismus im Zentralmassiv ist wahrscheinlich ein Hot Spot. Neben den typischen Vulkanen an den Plattengrenzen gibt es auch Vulkane mitten auf den Platten, die von den Geologen Hot Spots genannt werden. An diesen Stellen ist die Wärmekonzentration  in unter 100 km Tiefe besonders hoch. Hier kann dann heißes Material aus dem Erdmantel aufsteigen und die Kruste langsam schmelzen. Ein Vulkan entsteht. Ein Hot Spot ist ein relativ stationärer, sehr heißer Bereich. Die Platte über ihm aber ist in Bewegung, so dass sich der Hot Spot an mehreren Stellen in die Erdkruste einfräst. Dadurch entstehen dann mit der Zeit ganze Vulkanketten. Im Zentral Massiv finden wir z.B. die Vulkankette Chaine des Puys. Sie erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung über eine Länge von ca. 30 Kilometern und umfasst an die hundert erloschene Vulkane. Auch die sich südlich bzw. südöstlich anschließenden Vulkan-Gebiete der Chaine du Montchal, des Mont-Dore, des Cézallier, des Cantal, des Aubrac, des Devès und des Velay besitzen eine große Vielfalt an vulkanischen und post-vulkanischen Erscheinungen.

Wo finden wir auf dem Weg deutliche vulkanische Erscheinungen?

Schon zu Beginn unserer Wanderung sind im Velay solche Formen zu bewundern.
Das  Velay ist eines der östlichen bedeutenden Vulkangebiete Frankreichs. Es befindet sich am Ostrand des Zentralmassivs und erstreckt sich über ca. 900 qkm. Das zwischen Loire und Allier gelegene Velay setzt sich aus Mézenc-Meygal im Osten, dem Becken von Le Puy in der Mitte und der Chaine du Devès im Westen zusammen. Einer der interessantesten Vulkane des Velay ist ohne Zweifel der in der Nähe von Le Puy-en-Velay liegende Denise, ein strombolianischer Kegel. Leider wurde der Vulkan inzwischen durch den  Puzzolan-Abbau weitgehend zerstört. Puzzolane werden als Zusatzstoffe zur Herstellung von Mörtel oder Beton verwendet, um die Festigkeit und Gefügedichtigkeit des Betons zu bewirken. Schon in der Antike wurden Puzzolane zur Festigung von Keramiken verwendet. In der Renaissance z.B. wurde rote oder schwarze Puzzolanerde als Beimischung zum Kalkputz unter Fresken benutzt. So verwendete beispielsweise Michelangelo die Puzzolanerde für seinen Putz für die Ausgestaltung der Sixtinischen Kapelle im Vatikan.
Le Puy-en-Velay 
liegt im Departement Haute-Loire in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Die Kleinstadt liegt  625 Meter hoch auf einer Reihe von Felsen in einem Vulkankrater. Blickfang der Stadt sind die Basaltkuppen (Puys), ehemalige Vulkanschlote. Auf dem einen thront die Kirche Saint-Michel d’Aiguilhe (Heiliger Michael auf der Nadel). Auf dem benachbarten Vulkankegel, dem Rocher Corneille, steht die Statue der Notre-Dame de la France, 1860 in einer Grösse von 16 Metern errichtet aus dem Metall von 213 während des Krimkrieges bei Sewastopol erbeuteten Kanonen gegossen. Beide Kegel ragen besonders markant aus der Landschaft hervor, aber auch die anderen Hügel im Umland sind vulkanischen Ursprungs.
Panorama von Le Puy-en-Velay mit Kathedrale (r.) und Saint-Michel d’Aiguilhe (l.)
Panorama von Le Puy-en-Velay mit Kathedrale (r.) und Saint-Michel d’Aiguilhe (l.) // Quelle: Wikipedia
Bei unserer weiteren Wanderung durch das vulkanische Gebiet kommen wir natürlich an zahlreichen mehr oder weniger verwitterten bzw. abgebauten Vulkankratern vorbei. Viele der Erhebungen dienten später auch als idealer Standort für Burgen und Schlösser. Einige weitere bemerkenswerte Beispiele für den Vulkanismus seien noch genannt. Kurz nach Montbonnet erreichen wir das Hochmoor des kreisrunden ehemaligen Vulkansees Lac de l’OEuf. Diese Seen werden auch Maare genannt. Sie entstehen bei einer Explosion, wenn Wasser (Grund- oder Oberflächenwasser) auf heisses Magma trifft. Der davon verursachte Explosionsvorgang führt zu einem Auswurf von Tuffmaterial, das zu mindestens teilweise aus nichtvulkanischem Gestein besteht. Häufig sind die Seen mit Wasser, aber es gibt auch welche, die mit Gesteinsmaterial gefüllt sind. Zwischen St. Come-d’Olt und Espalion durchqueren wir dann noch einmal unmittelbar den Schlot eines ehemaligen Vulkans. Kurz nach Monistrol d’ Allier entdecken wir einen Basaltfächer, der die Form einer überdimensionalen Blume oder eines Palmwedels hat. Zwischen St. Come-d’Olt und Espalion durchqueren wir dann noch einmal unmittelbar den Schlot eines ehemaligen Vulkans. Wenn wir die Ortschaft Aubrac erreicht haben, verlassen wir so langsam das riesige Plateau in südwestliche Richtung und somit auch das Massiv Zentral. Von hier aus geht es über St. Chely d’ Aubrac und St.-Côme d’ Olt nach Estaing fast 1000 Meter hinab ins Tal der Lot. In Golinhac können wir noch einmal einen herrlichen Blick auf die Berge des Cantal und Aubrac werfen.
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