Eine weitere Perle auf unserem Weg nach Santiago ist Salamanca mit seinen 160.000 Einwohnern. Salamanca ist eine Stadt, in der viele architektonische und künstlerische Stile vertreten sind. Die wichtigsten Beispiele des spanischen Plateresks: die Fassade der Universität (la fachada de la Universidad), das Kloster San Esteban (el Convento de San Esteban); aus der Romanik: die Alte Kathedrale (la Catedral Vieja); aus der Gotik: die Neue Kathedrale (la Catedral Nueva); aus der Renaissance: der Palast Monterrey; aus dem Barock: der Hauptplatz (la Plaza Mayor), die Kirche “la Clerecía”; vom Jugendstil: la Casa Lis. Dabei gibt es bei einzelnen Gebäuden selbst auch eine Mischung der Stile. So hat z.B. die gotische Kathedrale eine Fassade im plateresken Dekorationsstil.
Der Stein der Gebäude ist sehr charakteristisch für Salamanca. Er ist goldfarben und seine Farbe ändert sich mit dem Wetter. Der Stein stammt aus Villamayor (eine Stadt in der Nähe von Salamanca).
Nach der Krise des 14. Jh., die einen großen Teil des europäischen Kontinents erfasst hatte, und nach einem erbitterten Konflikt zwischen verschiedenen Adelsfamilien der Stadt im 15. Jh. erlebte Salamanca im 16. Jh. einen Aufschwung, der sie zur bedeutendsten Renaissance-Stadt der gesamten iberischen Halbinsel machen sollte. Der gesellschaftliche und wirtschaftliche Wohlstand, der auf dem Handel, den Erträgen der Latifundien und der Wollverarbeitung beruhte, ließ die Einwohnerzahl auf bis zu 25.000 anwachsen. Salamanca erlebte einen regelrechten Bauboom – einschließlich des Baus der Neuen Kathedrale – der das Stadtbild vollkommen veränderte. Errichtet wurde eine große Anzahl von Palästen, Herrenhäusern, Klöstern, Kollegien und universitären Schulen, bei denen häufig ein Architekturstil vorherrschte: der platereske Stil.
In diese Zeit fiel dann auch die Glanzzeit der Universität, deren Keimzelle 1218 die Gründung des Studium generale war. Die Universität wurde zu einem wichtigen Zentrum mit großer Ausstrahlung. So kamen Tausende von Studenten aus aller Herren Länder sowie zahlreiche religiöse Orden, die von den intellektuellen und humanistischen Ideen angezogen wurden. Die Universität zählte zu den führenden Universitäten in Europa. Es handelt sich um die älteste Universität Spaniens. Auch heute ist sie mit 30.000 Studenten eine bedeutende Lehrstätte. Diese große Zahl von Studenten wirkt sich auch auf die Atmosphäre in der Stadt aus, die neben ihrem historischen Erbe sehr jung und lebendig erscheint.
Das herrschaftliche Jugendstilhaus – die Casa Lis – fällt in Salamanca besonders ins Auge. Erbaut wurde es 1905 von dem Architekten und Mathematiker Joaquin de Vargas. Der Bau ist ein Vertreter der rationalistischen Architektur, was sich in der Verwendung neuer Materialien wie Gusseisen, Stahl und Glas widerspiegelt.
Heute ist hier das Museum für Art Noveau und Art Deco der Stiftung Ramos Andrade untergebracht. Sowohl die Kunstwerke als auch die Gestaltung der Räume mit dem bunten Kuppeldach und den farbigen Fenstern entführen den Besucher in die Zeit zu Anfang des 19. Jhs. aus dem 12. Jh. mit einem kreisrunden Grundriss
Neben dem historischen Kulturerbe gibt es aber auch ganz moderne Kunstelemente in der Stadt. Die Bilder der Street Art Künstler in Salamanca sind wirklich beeindruckend. Als Street Art werden verschiedene, meist nichtkommerzielle Formen von Kunst im öffentlichen Raum bezeichnet, die nach der Absicht der Verursacher durchaus dauerhaft dort verbleiben sollten. Unter Street Art versteht man zum großen Teil selbstautorisiert angebrachte Zeichen aller Art im urbanen Raum, die mit einem weiteren Personenkreis kommunizieren wollen.
Da die Künstler das kulturelle Erbe der Stadt respektieren, waren Street Art Bilder in der Innenstadt tabu. Sie wählten Flächen außerhalb des Innenstadtkerns und in den Vororten. Ihre Motivation liegt u.a. in der Möglichkeit, das eigene Umfeld auf kreative Weise visuell mitzugestalten sowie einen künstlerischen Gegenpol zur omnipräsenten Werbung oder Gentrifizierung zu schaffen. Sie wollen damit aber auch weniger attraktive Stadtviertel aufwerten. Ein typisches Beispiel hierfür ist das Viertel Barrio del Oeste. El Barrio del Oeste liegt im Stadtzentrum und rund um die Plaza del Oeste befinden sich viele kleine Unternehmen, karitative Einrichtungen und eine Nachbarschaft, die gegenüber der Kunst auf der Straße sehr aufgeschlossen ist. Sehr viele Leute haben ihre Garagentore und Hauswände für Street Art zur Verfügung gestellt. Es begann mit regionalen Künstler und Künstlerinnen und dann kamen nach und nach immer mehr internationale Kreative – überproportional viele Frauen – aus verschiedenen Ländern dazu, die hier die Wände gestalteten.