Dehesa ist die spanische Bezeichnung für beweidete Eichenhaine (Hutewälder), die vor allem im Südwesten Spaniens (Autonomie Gemeinschaften Extremadura und Andalusien) und in Portugal ausgedehnte Flächen einnehmen.
Die Dehesas in der Extremadura umfassen heute 1,03 Millionen Hektor (0,53 Millionen Hektar in der Region Caceres, 0,50 Millionen Hektar in der Region Badajoz). Auch die Hälfte aller spanischen Kork- und Steineichen wächst in der Extremadura.
Dehesas werden erstmals im 7. Jh. urkundlich erwähnt. Dehesa ist vom altkastilischen Wort defesa abgeleitet und bedeutet Schutz bzw. Verteidigung. Die ursprünglich mit Steinwällen abgegrenzten Weideflächen standen ausschließlich der örtlichen Bevölkerung zur Verfügung. So schützte man sie vor der Überweidung freier Viehherden. Freie Hirten zogen mit Tausenden von Tieren auch durch die Extremadura.
Man nimmt an, dass die Iberer vor über 4000 Jahren begonnen haben, Wälder zu roden und in parkartige Stein- und Korkeichenlandschaften umzuwandeln. Entscheidend für die Entstehung und Verbreitung der Dehesas waren eine Zunahme der Entwaldung in der Römerzeit und die Entwicklung nach der Reconquista. Nach dem Sieg über die Mauren teilte die spanische Krone das wiedereroberte Land unter dem Hochadel, der Kirche und den Ritterorden auf, die extensive Viehhaltung betrieben. Damit war auch der bis heute prägende Großgrundbesitz in der Extremadura angelegt, der einer der Gründe für – nicht unbedingt positive -Veränderungen in der Region in der heutigen Zeit ist. (vgl. dazu auch die Ausführungen über die Arabisierung und Reconquista auf der Via Tolosana)
Dehesas sind entstanden, indem die ursprünglichen Stein- und Korkeichenwälder durch Schafe und Ziegen, später auch von Rindern, beweidet wurden. Durch ihre extensive Bestockung mit Eichen ermöglicht die Dehesa auch die Nutzung als Weidefläche für das Iberische Schwein, das sich in freier Natur von Gräsern, Wurzeln, Pilzen, Baumrinden, Beeren, Eicheln sowie von Insekten und Kleintieren ernährt. Auf den flachgründigen nährstoffarmen Böden waren die Voraussetzungen für Ackerbau schlecht, hier lohnte sich vor allem die Weidewirtschaft. So entstanden parkartige Baumbestände. Die Bäume schützen den Boden vor Erosion, spenden den Weidetieren Schatten und liefern die für die Mast (in erster Linie der iberischen Schweine) geschätzten Eicheln.
Dehesas sind ein Beispiel für eine naturnahe Kulturlandschaft, die in dieser Form von besonderer Bedeutung ist. Die Bäume schützen den Boden, liefern Brennstoff oder Kork und Futter für die Weidetiere (Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen). Die Dehesa beheimatet jedoch nicht nur Korkeichen, Stiere und die berühmte iberische Schweinerasse sondern eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt.
Die traditionelle Dehesa-Bewirtschaftung brachte ein feinmaschiges Netz an stand- örtlichen Einheiten hervor. Unterschiede in Dichte und Alter der Bäume sowie der Wechsel zwischen offenen und von Eichen beschatteten Standorten ergibt eine große Biodiversität und dient als Lebensraum von Insekten-, Pilz-, Moos- und Flechtenarten.
Den Dehesas kommt außerdem eine wichtige Bedeutung zu als großräumiges Brut- und Nahrungsgebiet für europa- und weltweit gefährdete Tierarten. Sie weisen eine hohe Vielfalt an Vogel -und Säugetierarten auf. Insgesamt weiß man von 42 Vogelarten, deren Überleben in hohem Maße von den Dehesas abhängig ist. Zu nennen ist hier u.a. der spanische Kaiseradler und die Mönchsgeier.
Es gibt noch andere Faktoren, die den Wert der Dehesas ausmachen. Hier ist zu nennen:
Es ist jedoch in verschiedenen Studien dokumentiert, dass die Bewirtschaftungs-tendenzen der letzten Jahre zu einem Verlust des Naturschutzwertes in den Dehesas führen und auf lange Sicht damit nicht nur die ökologischen sondern auch die ökonomische Nachhaltigkeit gefährden. So fand ein gewaltiger Umbruch im Nutzungssystem statt.
Verantwortlich dafür waren vor allem:
Die Folgen sind unter anderem eine Verbuschung der Landschaft, keine ausgeglichene Altersstruktur bei den Bäumen mehr und eine einseitige Nutzung in den verschiedenen Bereichen und somit eine Verringerung der Biodiversität.
Inzwischen gibt es zahlreiche Initiativen, um die Dehesas und ihre ökologische Bedeutung zu erhalten. Aber es gibt natürlich auch unterschiedliche, z.T. gegensätzliche Einstellungen. Viele sehen in den Dehesas ein Parademodell eines differenzierten Landnutzungssystems, das gleichzeitig die Interessen des Naturschutzes und die Ressourcennutzung zu befriedigen mag. Andere sehen es als Anachronismus an, die Dehesas zu erhalten angesichts der modernen Prozesse der Produktionsintensivierung und der sozialen Missstände, die in diesen Gebieten herrschen u.a. mit einem großen Anteil an Großgrundbesitzern.
Die Dehesa ist aber eines der land- und forstwirtschaftlichen Systeme von hohem Naturschutzwert, dessen Bedeutung in vielen Veröffentlichungen beschrieben wurde. Ebenso wurden auch die Gefahren, die durch die aktuellen Bewirtschaftungstendenzen entstehen, aufgezeigt. Ich hoffe, dass durch Initiativen und Fördermaßnahmen der EU und Spaniens ein Weg gefunden wird, Ökologie und Ökonomie in einen vernünftigen Einklang zu bringen. Vielleicht haben solche Regionen im Rahmen des „Green Deal“ der EU wieder eine bessere Chance erhalten zu werden.
Wie so oft, wenn man sich mit Themen intensiver beschäftigt, entdeckt man plötzlich neue Dinge, die man sonst einfach übergangen oder übersehen hätte. So viel mir gerade u.a. ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung auf, der auf die ökologischen Vorteile von Agroforsten – und das sind die Dehesas ja – eingeht.
Es geht darum, dass man festgestellt hat, dass Gehölzstreifen nachweislich das Mikroklima des Bodens verbessern und somit auch gerade für die durch den Klimawandel stärker betroffenen Böden Norddeutschlands von Interesse sein könnten. Bei Evaporation (Verdunstung von Wasser auf freien Land- und Wasserflächen) verdunstet das Wasser an der Bodenoberfläche, bei der Transpiration verdunstet es an der Blattunterseite. Die Hauptursache für Evaporation sind hohe Temperaturen, direkte Sonneneinstrahlung und Wind. Stehen Bäume mit auf der Fläche, so werden Temperatur und Wind so weit gesenkt, dass die geringere Bodenverdunstung den zusätzlichen Wasserverbrauch durch die Gehölze übersteigt. Somit haben die Pflanzen deutlich mehr Wasser zur Verfügung. Im Bereich um die Bäume ist im Winter die Temperatur um 2° wärmer und im Sommer um 2° kühler als in der weiteren Umgebung. Als weitere Vorteile haben Forscher eine Steigerung der Humusbildung festgestellt ebenso wie eine bessere Nährstoffversorgung und mehr Feuchtigkeit in Boden. Dies sind alles Faktoren, die langfristig die Bodenqualität und somit auch den Ertrag pro Fläche erhöhen. Zudem ist eine geringere Nitratbelastung des Grundwassers nachzuweisen. Zusätzlich binden Agroforste mehr Kohlendioxid und schaffen Lebensraum für Insekten und Vögel. Dies sind alles Erscheinungen, die wir ja oben bei den Dehesas bereits angesprochen haben. In Deutschland werden im Gegensatz zu einigen anderen Europäischen Ländern bislang aber nur 1000 ha mit Agroforsten bewirtschaftet.
In wieweit sich die Idee der Agroforste allerdings durchsetzen wird, ist abzuwarten.
Denn jeder landwirtschaftliche Betrieb bekommt momentan flächenbezogene Direktzahlungen. Bei einem Großteil der Agroforstsysteme werden die Gehölzkulturen jedoch herausgerechnet. Zusätzlich ist zu bedenken, dass – wie bei vielen neuen guten Innovationen – erst einmal eine Durststrecke zu überbrücken ist. Denn derartige Anlagen stellen in den ersten Jahren eine finanzielle Belastung für die Landwirte dar. Durch die verkleinerte Ackerfläche verringert sich zunächst die Ernte, Pflanzung und Pflege der Bäume verursachen Kosten und durch die langfristige Bindung von Fläche und Kapital kann der Betrieb weniger flexibel agieren. Der Erfolg der Maßnahme kommt logischerweise erst in ein paar Jahren voll zum Tragen. Es sind also jetzt gezielte Maßnahmen notwendig, um langfristig einen Wandel herbeizuführen und auch den Klimaveränderungen adäquat entgegen zu treten. Aber leider zeigt die Bundesregierung momentan leider keinerlei Interesse an einer Förderung von Agroforsten.