Spannende Geschichten, Kulturelles, Historisches und Geographisches über den Jakobsweg
Andre und die beiden freien Plätze in der Herberge
Geschichten auf dem Via de la Plata
Es war wieder einer der heißen Tage und ein langer anstrengender Weg auf der Strecke zwischen Laza und Xunqueira de Ambia. An einer nicht klaren Wegabbiegung blieben wir stehen und zogen unseren Reiseführer zu Rate. Aber die Beschreibung war leider auch nicht genauer. Da kam Andre, ein französischer Pilger, vorbei und mit Hilfe seines Führers entschieden wir uns dann für einen – auch den richtigen – Weg. So gingen wir eine Weile zusammen und unterhielten uns über den Weg, unsere Eindrücke und Pläne. Aber dann waren wir ihm doch wohl ein wenig zu langsam. Denn nach einer Zeit verabschiedete er sich von uns und marschierte flotten Schrittes davon. Wir schauten seinen „strammen Wadeln“ hinterher und entschieden uns, lieber unser Tempo und unsere kleinen Pausen beizubehalten.
So langsam wurden wir müde und sehnten uns nach der Herberge. Endlich stand da ein Schild „noch 2 km bis zur Herberge“. Aber es ist erstaunlich, wie lange einem zwei Kilometer vorkommen können, wenn man müde ist und sich nach einer erfrischenden Dusche sehnt. Als wir endlich bei der Herberge ankamen, schüttelte ein Pilger, der vor der Herberge saß, traurig den Kopf und sagte: „Alle Platz belegt!“. Entsetzt schauten wir uns an. Was nun? Da kam Andre aus der Herberge, winkte uns zu sich, führte uns in die Herberge und zeigte auf zwei Betten. Er hatte seine Handtücher auf die Betten gelegt und somit für uns reserviert. „Oh Andre! Du bist ein Engel!“ Er war wohl davon ausgegangen, dass wir ziemlich erschöpft bei der Herberge ankommen würden. Und wie Recht er hatte! Eine neue Herbergssuche wäre der Horror für uns gewesen. Umso dankbarer waren wir für seine Unterstützung!